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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Vergleichsansicht

Vergleichsauswahl 2

Informations- und Kommunikationstechnische Bildung

1 Selbstverständnis des Faches Informations- und Kommunikationstechnische Bildung und sein Beitrag zur Bildung

In einer stark medial geprägten Gesellschaft ist ein kompetenter Umgang mit modernen Informations- und Kommunikationstechniken Teil der Allgemeinbildung und somit Grundlage einer gelungenen Lebensbewältigung. Bei Kindern und Jugendlichen ist vor allem die digitale Kommunikation mit ihren vielfältigen Möglichkeiten als Teil der Freizeitgestaltung nicht mehr wegzudenken.

Das Fach Informations- und Kommunikationstechnische Bildung trägt zur reflexiven und handelnden Auseinandersetzung mit einer durch Medien und Technologien geprägten Lebenswelt bei. Darüber hinaus erleben und wertschätzen Kinder und Jugendliche mit Seheinschränkungen digitale Medien als Mittel zur Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und der Berufswelt. Für viele sehgeschädigte Menschen sind visuelle Inhalte nur mithilfe digitaler Technik selbständig zugänglich. Schülerinnen und Schüler erwerben im Fach Informations- und Kommunikationstechnische Bildung Kenntnisse und Fähigkeiten, die Vorteile und Zugangsmöglichkeiten, die ihnen digitale Medien eröffnen, individuell und situationsangemessen zu nutzen sowie verantwortungsbewusst mit ihnen umzugehen.

Die Kulturtechnik Schreiben wird in der modernen Gesellschaft durch die Erfordernisse der Wirtschaft und der Technologisierung des Alltags um ein wesentliches Element, den angemessenen Umgang mit dem Computer, erweitert. Dazu ist das Erlernen des korrekten 10-Finger-Tastschreibens als elementarer Baustein der medialen Grundbildung unabdingbar. Das Tastschreiben stellt bis zum Ende der Jahrgangsstufe 6 als verbindliches Unterrichtselement die notwendige Erweiterung der Kernkompetenzen einer modernen Wissens- und Informationsgesellschaft sicher.

Die Schülerinnen und Schüler, deren eingeschränkte oder fehlende Sehfähigkeit Einfluss auf die Auge-Hand-Koordination und/oder die Motorik der Hand hat, nutzen sehgeschädigtenspezifische Hard- und Software zur klaren und ansprechenden Darstellung und Gestaltung von Texten. Mithilfe des Tastschreibens am Computer heben blinde Kinder und Jugendliche den „Geheimschrift“-Charakter der Brailleschrift auf und ermöglichen Mitschülerinnen und Mitschülern sowie der Lehrkraft, ihre Texte in Schwarzschrift zu lesen.

Durch eine alters- und fachgerechte Unterrichtsgestaltung sowie individuelle Rückmeldungen und Übungsphasen erwerben die Schülerinnen und Schüler Sicherheit im Umgang mit den jeweiligen Medien und führen Griffwege auf der Tastatur in automatisierter Form aus. Im Sinne einer effektiven Fehlerkultur nutzen sie Schreibfehler, um Unsicherheiten oder Fehlstellungen zu erkennen und ihre Schreibsicherheit zu festigen. Sie steigern ihre Schreibegeschwindigkeit durch eine vielfältige praktische Anwendung ihrer Fähigkeiten.

Lernprozess und Kompetenzerwerb

Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien (z. B. Computer, Tablet) altersangemessen und in Abhängigkeit von ihren individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten. Dabei stehen die Vermittlung grundlegender Arbeitstechniken z. B. in Hinblick auf die Textverarbeitung und die Bedienung der Geräte sowie der (sehgeschädigtenspezifischen) Hard- und Software, im Zentrum dieses Unterrichtsfachs. Der Aufbau des 10-Finger-Tastschreibens folgt einem systematischen Lehrgang. Schülerinnen und Schüler erwerben die jeweiligen Kompetenzen in Abhängigkeit von ihren individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten, die Auswirkungen beispielsweise auf das Lerntempo sowie auf die Auswahl der jeweils eingesetzten Medien haben.

Hochgradig sehbehinderte oder blinde Kinder nutzen individuelle Lern- und Übungsphasen sowie Hilfestellungen von Seiten der Lehrkraft, um mit der Bedienung der Hardware vertraut zu werden und sich eine Vorstellung von den Geräten und ihrer Verwendung aufzubauen. Sie orientieren sich mithilfe des Tastsinns an den Geräten oder auf dem Tastenfeld.

Die Schülerinnen und Schüler bewerten und reflektieren den individuellen Einsatz und Nutzen digitaler Hilfsmittel und tauschen sich aus. Sie beschreiben ihre Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien und formulieren individuelle Herausforderungen und Schwierigkeiten, z. B. bei der Bedienung von Vergrößerungssoftware oder eines Tablets mit externer Tastatur, beim Schreiben nach einer Textvorlage in Brailledruck, unterschiedlicher Schriftsysteme an der Punktschriftmaschine und am Computer. Gemeinsam mit der Lehrkraft finden und bewerten sie Strategien und Lösungen.

Die Schülerinnen und Schüler mit Seheinschränkung erwerben Kompetenzen, die sie befähigen, schriftliche Arbeiten im schulischen und privaten Bereich in digitaler Form sicher anzufertigen. Im Rahmen des gemeinsamen Unterrichts von Kindern mit und ohne Förderbedarf hat der Einsatz von digitalen Medien einen hohen Stellenwert. Durch die Verwendung sehgeschädigtenspezifischer Medien nutzen beispielsweise blinde Schülerinnen und Schüler ohne weitere technische Hindernisse moderne Kommunikationsmöglichkeiten. Andererseits reduzieren sich durch die Mediennutzung die Barrieren, die ansonsten bei der Verwendung der Blindenpunktschrift für Unkundige der Brailleschrift entstehen. Deshalb wird bereits in der Grundschulstufe des Förderzentrums Sehen eine solide Basis zum sicheren, zügigen und verantwortungsbewussten Arbeiten mit informationstechnischen Medien geschaffen, auf der in der Mittelschulstufe aufgebaut wird. Somit werden unterschiedliche gemeinsame Beschulungsformen, wie die Inklusion in einer Regelschule oder die „Öffnung der Förderzentren Förderschwerpunkt Sehen für Kinder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf“, aktiv unterstützt und ermöglicht.

2.1 Kompetenzstrukturmodell

Kompetenzstrukturmodell IKB

Im profilbildenden Fach Informations- und Kommunikationstechnische Bildung erwerben die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen Kompetenzen in den einzelnen Entwicklungsbereichen anhand der für sie konzipierten Lernbereiche, sodass auf eine weitere Ausweisungen von Entwicklungsbereichen bzw. auf die Darstellung von entwicklungsbezogenen Kompetenzen verzichtet wird.

Üben und wiederholen

Die Schülerinnen und Schüler nutzen die Erfahrungen aus dem Erwerb der Grundlagen des 10-Finger-Tastschreibens, auch mit eingeschränkter oder ohne Auge-Hand-Koordination, z. B. Auffinden der Grundstellung und sichere Ausführung der Griff- und Tastwege auf der Tastatur, zur Erkenntnis, dass der Prozess des Übens und Wiederholens die Grundlage für das sichere Beherrschen der Griff- und Tastwege darstellt. So bauen sie bewusst Phasen der Übung und Wiederholung ein und nutzen diese, um z. B. motorische Abläufe beim Tastschreiben kontinuierlich zu automatisieren. Sie erkennen, dass Schreibsicherheit und Schreibfertigkeit, die sichere Orientierung auf der Tastatur und das Bedienen von Hilfsmitteln, wie z. B. Braillezeile oder Punktschriftdrucker, durch vermehrte Anwendung und bewusstes Trainieren maßgeblich zum Erwerb von Kompetenzen im Fach Informations- und Kommunikationstechnische Bildung beiträgt.

Handeln und anwenden

Die Schülerinnen und Schüler setzen die Fähigkeit des Tastschreibens über das Fach Informations- und Kommunikationstechnische Bildung hinaus ein, indem sie digitale Medien, z. B. den Computer als sehgeschädigtenspezifisches Hilfsmittel im Unterrichtsalltag zum Verfassen von Texten, zum Bearbeiten von Arbeitsblättern, zum Notieren wichtiger Sachzusammenhänge oder zur Recherche nutzen. Sie sind sich der individuellen Vorteile dieser Mediennutzung sowie der Bedeutung für den Übergang an eine allgemeine Schule sowie für die berufliche Orientierung bewusst.

Reflektieren und bewerten

Die Schülerinnen und Schüler analysieren Griffwege zu unterschiedlichen Buchstaben sowie Satzzeichen und leiten daraus weitere Fingerzuordnungen ab. Sie reflektieren und bewerten die Notwendigkeit und den Nutzen des 10-Finger-Tastschreibens.

Sie sammeln Erfahrungen im Bereich der sehgeschädigtenspezifischen Mediennutzung und bewerten diese vor dem Hintergrund ihrer individuellen visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten. Aufgrund dieser Erfahrungen wählen sie mit Unterstützung aus einer Angebotspalette von Anwendungen und Geräten das individuell passende aus und setzen es routiniert und situationsangemessen ein.

Tastschreiben

Als Voraussetzung für sicheres und zügiges Arbeiten am Computer erwerben die Schülerinnen und Schüler mit Seheinschränkung die fachgerechte Technik des 10-Finger-Tastschreibens. Für diese neue Schreibtechnik setzen sie Strategien zur Orientierung auf der Tastatur, die Grundstellung und systematisch die unterschiedlichen Tast- und Griffwege zu den drei Buchstabenreihen und zur Ziffernreihe ein. Sie wenden die korrekten Griffwege zu allen Buchstaben und ausgewählten Satzzeichen sowie Sonderzeichen an.

Sehgeschädigtenspezifische Mediennutzung

Vor allem der Computer ermöglicht als individuell angepasstes Hilfsmittel Teilhabe in verschiedensten Lebensbereichen und schafft berufliche Perspektiven.

Blinde Schülerinnen und Schüler setzen die zusätzliche Braillezeile als eine Form taktiler Schriftdarstellung und externer Steuerungsmöglichkeiten ein. Sehbehinderte Kinder und Jugendliche nutzen die Möglichkeit individueller Einstellungen, wie z. B. Darstellungsgröße, Kontrast oder Farbwahl, als Seherleichterung. Weitere digitale Medien, wie z. B. Sprachausgabe, Tablet oder Smartphone, dienen ebenso als individuelles Hilfsmittel.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Informations- und Kommunikationstechnische Bildung

Der Fachlehrplan Informations- und Kommunikationstechnische Bildung setzt sich zusammen aus den beiden Lernbereichen

  • 10-Finger-Tastschreiben
  • sehgeschädigtenspezifische Mediennutzung

Diese Lernbereiche entsprechen den Gegenstandsbereichen des Kompetenzstrukturmodells. Jeder Lernbereich gliedert sich in weitere Teilbereiche, in denen die Kompetenzerwartungen formuliert sind.

Der Kompetenzerwerb vollzieht sich in den Jahrgangsstufen 2, 3 und 4 in grundlegender Form und wird im berufsorientierenden Wahlpflichtfach Wirtschaft und Kommunikation ab der Jahrgangsstufe 7 als eigener Lernbereich weitergeführt. Die Inhalte des Tastschreibens bilden somit die unbedingt notwendige Basis für die Bearbeitung vieler weiterer Lernbereiche des berufsorientierenden Wahlpflichtfaches Wirtschaft und Kommunikation und des Fachs Informatik.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern

Die angemessene Berücksichtung der Sehbehinderung oder der Blindheit fordert die Bereitstellung von Hilfsmitteln auch in Form digitaler Medien sowie den Kompetenzerwerb im Umgang mit diesen. Der Einsatz und die Verwendung digitaler Medien sowie die Fähigkeit des 10-Finger-Tastschreibens bleibt nicht auf das Fach Informations- und Kommunikationstechnische Bildung beschränkt, sondern erfordert im Sinne der Alltags- und Lebenskompetenz zwingend die Zusammenarbeit mit allen anderen Fächern, in denen Texte oder Tabellen erstellt oder verarbeitet werden.

5.1 Medienbildung/Digitale Bildung

Die Schülerinnen und Schüler nutzen Medien und digitale Systeme qualifiziert, rationell und verantwortungsbewusst. Sie verwenden dabei die Tastatur und Braillezeile als zentrales Eingabegerät.

5.2 Technische Bildung

Die Schülerinnen und Schüler nutzen Hard- und Software verantwortungsbewusst und sachgerecht. Sie wenden technische Lösungen fachgerecht an und gehen bedacht und nachhaltig mit Technik um.

5.3 Sprachliche Bildung

In schülergerechten Lernsituationen versprachlichen und verschriftlichen sie adressatengerecht und bewusst Gedanken und Informationen. Dabei achten sie auf die Einhaltung der Fachsprache, z. B. bei der Beschreibung der Griffwege. In vielen unterrichtlichen Phasen erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihre Arbeitsergebnisse zu präsentieren und zu reflektieren.

5.4 Berufliche Orientierung

Die Kulturtechnik Schreiben, als wesentliches Kriterium zur Ausbildungsreife, wird in der modernen Gesellschaft durch die Erfordernisse der Wirtschaft und der Technologisierung des Alltags um ein wesentliches Element, den angemessenen Umgang mit dem Computer, erweitert. Dazu ist – neben der Einführung in die Grundlagen der Datenverarbeitung – das Erlernen des 10-Finger-Tastschreibens unabdingbar.

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