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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Vergleichsansicht

Vergleichsauswahl 2

Katholische Religionslehre

1 Selbstverständnis des Faches Katholische Religionslehre und sein Beitrag zur Bildung

Im katholischen Religionsunterricht stellen sich Schülerinnen und Schüler den Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin des Lebens sowie insbesondere der Frage nach Gott und suchen dafür vernunftgemäße Antworten. In der Begegnung mit dem Christentum begreifen sie die katholische Gestalt des religiösen Weltzugangs und reflektieren dessen Bedeutung und Tragfähigkeit für eine sinnvolle und verantwortete Lebensgestaltung.
Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Oberschule erschließen sich in ihrer Lebenswelt neue, zukunftsbedeutsame Entscheidungs- und Handlungsfelder, die sie eigenverantwortlich und frei gestalten. Zugleich erleben sie, dass ihre Entscheidungen und Handlungen in zwischenmenschliche, gesellschaftliche und globale Zusammenhänge eingebunden sind. Sie suchen oder entwickeln eigenständig sinngebende und lebensnahe Orientierungs- und Handlungsmodelle in einem Umfeld, das von einer Pluralisierung der Lebenswelten und einer Individualisierung der Lebensentwürfe geprägt ist. Die Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach Gott brechen in diesem Kontext in wichtigen Lebenssituationen auch jenseits traditioneller kirchlicher und religiöser Bindungen auf. So überprüfen, entwickeln und vertiefen Schülerinnen und Schüler in der Begegnung mit dem christlichen Glauben ihre Weltdeutung, Handlungsmodelle und Wertvorstellungen.
Die Deutsche Bischofskonferenz setzt mit ihren Verlautbarungen, v. a. mit den Richtlinien für Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht, einen verbindlichen Rahmen für Kompetenzen und Lerninhalte. Der katholische Religionsunterricht dient dem Erwerb folgender Kenntnisse, Kompetenzen und Haltungen:

Die Schülerinnen und Schüler

  • eignen sich strukturiertes und lebensbedeutsames Grundwissen über den Glauben der Kirche an. Aus dem Evangelium von der gnädigen Zuwendung Gottes zur Welt, die in Jesu Christi Leben und Sterben, Tod und Auferstehung offenbar wird, erwachsen die christliche Hoffnung und der Glaube der Kirche. Daraus leitet sich ein neuer Blick auf die Wirklichkeit ab, der die Grundlage für die Entwicklung eines handlungsleitenden Orientierungswissens bildet. Das Verstehen der zentralen Inhalte des Glaubens ermöglicht die Entwicklung und Vertiefung einer eigenen religiösen Identität, die die Schülerinnen und Schüler befähigt, ihr Leben im Licht einer reflektierten Weltdeutung und Glaubensentscheidung eigenständig und verantwortlich zu gestalten. Der Religionsunterricht an der Beruflichen Oberschule baut auf den Berufs- und Lebenserfahrungen der jungen Menschen auf und ermöglicht ihnen, sich vernünftig reflektierend über Grundfragen des Lebens und des Glaubens auszutauschen. Der Religionsunterricht unterstützt so die eigenständige ganzheitliche Entfaltung der Persönlichkeit der jungen Erwachsenen. Dabei kommt der fachlichen und kommunikativen Kompetenz der Lehrkraft besondere Bedeutung zu.
  • machen sich vertraut mit Formen gelebten Glaubens. Für Schülerinnen und Schüler in der Beruflichen Oberschule ist der Religionsunterricht oft der wichtigste und nicht selten der einzige Ort des Dialogs und der Begegnung mit dem christlichen Glauben. Schülerinnen und Schüler fragen nach der lebens- und kulturprägenden Kraft des Christentums im Besonderen und der Bedeutung von Weltanschauungen im Allgemeinen. Deshalb bieten ihnen die kritische und reflektierte Auseinandersetzung mit der Lebenspraxis gläubiger Menschen sowie das Ermöglichen von Erfahrungen mit Glaube und Kirche bedeutsame Anlässe, ihre religiöse und weltanschauliche Grundhaltung zu vertiefen. Im Religionsunterricht entwickeln sie in der Begegnung mit Sprach- und Ausdrucksformen des Glaubens eine reflektierte Position bezüglich religiös fundierter Formen der Lebensgestaltung.
  • entwickeln ihre religiöse Dialog- und Urteilsfähigkeit. Schülerinnen und Schüler leben, lernen und arbeiten mit Menschen anderer Konfessionen, Religionen, Weltanschauungen und anderer Kulturkreise zusammen. In der Begegnung und im Austausch mit verschiedenen Vorstellungen und Lebensweisen erfassen sie das Wesentliche des christlichen Glaubens, klären ihre eigenen Überzeugungen und erweitern ihre Dialogfähigkeit über weltanschauliche und religiöse Themen. Dies setzt die Fähigkeit voraus, fachkundig und verständig vom eigenen Glauben und den Fundamenten der eigenen Religion zu sprechen. Auf der Grundlage ihres eigenen Standpunkts entwickeln sie ihre Fähigkeiten weiter, einander zuzuhören, offen füreinander zu sein, Unterschiede anzuerkennen und ein respektvolles Zusammenleben zu gestalten. Der Religionsunterricht fördert so die Kommunikations- und Handlungsfähigkeit in religiösen und ethischen Fragen in einer pluralen Gesellschaft und trägt zu einer Haltung gegenseitiger Achtung, Toleranz und Wertschätzung bei.

In der Beruflichen Oberschule erwerben die Schülerinnen und Schüler vor dem Hintergrund der beruflichen Schwerpunktsetzung in den verschiedenen Ausbildungsrichtungen eine vertiefte Allgemeinbildung sowie fundierte Fachkompetenzen. Zu diesem gesellschaftlich verantwortetem Bildungsangebot leistet in diakonischer Weise die Kirche durch das ordentliche Lehrfach Katholische Religionslehre einen konstitutiven Beitrag.
Religiöse Bildung ist konstitutiv für eine aktive, verantwortungsvolle sowie wertgebundene Weltdeutung und Lebensgestaltung auf der Grundlage ausgebildeter Selbst-, Sozial- und Fachkompetenz. Sie fördert das dafür notwendige systematische und vernünftige Nachdenken über den Sinn und die Bedeutung des Handelns für das eigene Leben und die Gesellschaft. Schülerinnen und Schüler entfalten so die Bereitschaft und Fähigkeit zu einer mehrdimensionalen Betrachtungsweise, die auch eine religiöse Deutung von Wirklichkeit einschließt.
Die Fachoberschule wird von Heranwachsenden besucht, die vertiefte allgemeinbildende sowie fachbezogene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben. Der Besuch der Berufsoberschule setzt eine Berufsausbildung bzw. eine mehrjährige einschlägige Berufstätigkeit voraus. Die Schülerinnen und Schüler der Berufsoberschule streben daher eine vertiefte Allgemeinbildung und eine Erweiterung ihrer Fachkompetenz an.
Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Oberschule bringen hinsichtlich ihrer schulischen und beruflichen Vorbildung, ihren kulturellen Bezügen und ihrer religiösen Sozialisation, ihrer Entwicklungsstufe und ihres spezifischen Lernbedarfs verschiedene Voraussetzungen mit. Die Biografien vieler Schülerinnen und Schüler verlaufen vielgestaltig. Sie verknüpfen mit dem Eintritt in diese Schulart vielfältige Erwartungen an die Zukunft. Ihre Interessen und Ziele sowie ihre Denk- und Ausdrucksweisen spiegeln sich in besonderer Weise in den von ihnen gewählten Ausbildungsrichtungen wider. Lehrkräfte berücksichtigen diese heterogenen Voraussetzungen bei der inhaltlichen, didaktischen und methodischen Gestaltung des Religionsunterrichts.

2.1 Kompetenzstrukturmodell

Kompetenzstrukturmodell "Katholische Religion"

Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Katholische Religionslehre ist schulartübergreifend angelegt. Es zeigt in seiner Mitte die Gegenstandsbereiche als inhaltliche Themenfelder, deren Verbindung mit den prozessbezogenen Kompetenzen im äußeren Kreis den Erwerb und Aufbau religiöser Kompetenzen in altersspezifischer Weise ermöglicht. Die prozessbezogenen Kompetenzen stehen nicht unverbunden nebeneinander, sondern beziehen sich wechselseitig aufeinander, beanspruchen oder steuern einander.

2.2 Prozessbezogene Kompetenzen

Folgende prozessbezogenen Kompetenzen dienen dem Erwerb persönlicher religiöser Orientierungsfähigkeit und Sinnfindung:

Wahrnehmen

Die Sinne eröffnen die Welt. Im Aufmerksam-werden und im Sich-öffnen nehmen die Schülerinnen und Schüler auf, was geschieht – auch das, was sie anspricht und berührt. In der Fähigkeit zum Wahrnehmen liegt damit ein grundlegender Ausgangs- und Zielpunkt religiöser Bildung und Erziehung.

Verstehen

Im Verstehen gewinnt das Wahrgenommene für die Schülerinnen und Schüler Sinn und Bedeutung. Dadurch entsteht lebendiges Wissen. Verstehen umschließt das Unterscheiden von faktischen Informationen und bild- oder symbolhaften Sprach- und Ausdrucksformen. Religiöse Sprach- und Gestaltungsfähigkeit zeigt sich darin, dass und wie in wichtigen Lebensfragen sinnvolle Zusammenhänge entdeckt und aufgebaut werden.

Urteilen

Im Urteilen wird das Verstandene einer wertenden Auseinandersetzung unterzogen. Durch den Zugriff auf Neues wird der eigene Horizont bestätigt, erweitert, geklärt oder infrage gestellt. Eine eigene Sicht der Dinge erwerben Schülerinnen und Schüler, wenn sie lernen, abzuwägen und kritisch zu reflektieren. Im Urteilen-können gründet die Freiheit zu religiöser Entscheidung.

Gestalten

Gestalten ist ein schöpferischer Prozess, der in besonderem Maße mit biografischen Prägungen verbunden ist. Schülerinnen und Schüler drücken ihr Eigenes, das Gefühlte und Gedachte, das Erlebte und Verstandene aus und teilen es mit. Darin formen und klären sie zugleich ihre Beziehungen zu kulturellen und religiösen Inhalten und entwickeln ihre religiöse Ausdrucksfähigkeit weiter.

Kommunizieren

Kommunizieren befähigt die Schülerinnen und Schüler zum Dialog mit anderen auf der Grundlage gegenseitiger Achtung. Darin bewähren, korrigieren oder erweitern sich eigene Vorstellungen. In dieser Weise geprüft, entwickelt und festigt sich die Fähigkeit zum differenzierten Sich-verständigen im Hinblick auf einen eigenen religiösen Standpunkt.

Teilhaben

Auf der Grundlage reflektierter Überzeugungen ermöglichen die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten Teilhabe im Sinne eines verantwortlichen Handelns für sich und für andere. Sie befähigt die Schülerinnen und Schüler dazu, in altersgemäßer Weise das soziale Miteinander in seinen Strukturen zu bedenken und mitzugestalten. Menschen mit entfalteter religiöser Kompetenz sind bereit und in der Lage, sich in das gesellschaftliche, soziale und kirchliche Leben einzubringen.

2.3 Gegenstandsbereiche

Die Gegenstandsbereiche benennen die zentralen Inhalte und Ausdrucksformen des katholischen Glaubens. Der Religionsunterricht

  • fördert auf der Grundlage der Glaubensüberlieferung die Fragen nach dem Sinn und der Bedeutung der Welt, erschließt darin Maßstäbe ethischen Urteilens, motiviert zum bewussten Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und leistet einen wichtigen Beitrag zur Identitätsentwicklung und Wertebildung sowie bei der Vorbereitung auf einen Beruf (Mensch und Welt).
  • ermutigt die jungen Erwachsenen, auf dem Hintergrund wachsender Lebenserfahrung die großen Fragen des Lebens und in diesem Zusammenhang die Frage nach Gott zu stellen und zu bedenken (Frage nach Gott).
  • eröffnet Zugänge zur lebensbedeutsamen und befreienden Kraft des Wortes Gottes in den biblischen Überlieferungen und in der kirchlichen Entwicklung der Lehre (Bibel und Tradition).
  • befähigt die Schülerinnen und Schüler, sich der Frohbotschaft über Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi zu öffnen und diese auf ihr eigenes Leben zu beziehen (Jesus Christus).
  • lädt zur Begegnung mit gläubigen Christinnen und Christen, mit Kirche und Pfarrgemeinde ein (Kirche und Gemeinde).
  • macht mit den vielfältigen Ausdrucksformen des Glaubens vertraut und fördert dadurch das Verständnis für Angehörige anderer Konfessionen, Religionen und Kulturen (Religionen und Weltanschauungen).

2.4 Besondere Akzente der Kompetenzorientierung im Fach Katholische Religionslehre

Die Berufliche Oberschule begleitet Schülerinnen und Schüler, die als junge Erwachsene nach Wegen suchen, ihre eigene Zukunft zu gestalten. Sie unterstützt sie darin, die Herausforderungen des Studiums oder der Arbeitswelt sowie der persönlichen Lebensgestaltung anzunehmen, zu reflektieren und zu bewältigen. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler befähigt, die im Unterricht reflektierten religiösen Fragen und Antworten für ihr zukünftiges Handeln als Christen im individuellen und gesellschaftlichen Leben zu nutzen. Diese Ziele unterstützt der Religionsunterricht im Verbund mit anderen Fächern. Er teilt mit ihnen die Anliegen der Kompetenzorientierung wie Schüleraktivierung, das Bewältigen neuer Herausforderungen sowie kumulatives und nachhaltiges Lernen. Der Religionsunterricht leistet zur Entwicklung der genannten Kompetenzdimensionen einen eigenständigen Beitrag, indem Schülerinnen und Schüler selbsttätig in ihren Fragen nach Gott, dem Wesen des Christseins und der menschlichen Existenz die Mehrdimensionalität der Wirklichkeit entdecken. Durch die Auseinandersetzung mit diesen Fragen erkennen sie in immer umfassenderer Weise das gestaltende und tragende Potenzial des Glaubens und verstehen dessen Bedeutung für aktuelle oder zukünftige Lebensaufgaben. In anregenden Lernsituationen erweitern und vertiefen Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen, um zu vernünftigem Denken, reflektiertem Sprechen und verantwortlichem Handeln im Hinblick auf Glaube und Religion sowie wertgebundene Entscheidungen fähig zu sein.
Die Lernprozesse im Religionsunterricht sind auf eine ganzheitliche Persönlichkeitsbildung ausgerichtet. Sie sind deshalb als kommunikatives Handeln zu verstehen und zu gestalten, um die Weiterentwicklung der eigenen Person und ihres Verhältnisses zur Welt zu fördern. So wird Orientierung und eigenverantwortliches Handeln in pluraler Welt ermöglicht. Das erfordert eine differenzierende und kumulierende Entwicklung der prozessbezogenen Kompetenzen.
In einem kompetenzorientierten Religionsunterricht, der auf kommunikativem Handeln aufbaut, sind Lehrerinnen und Lehrer Zeugen und Brückenbauer. Als Zeugen stehen sie mit ihrer Person für den Glauben der Kirche ein und sind für die Schülerinnen und Schüler Kontaktpersonen zu Kirche und Glauben. Durch sie werden Wege im Glauben und zum Glauben in ihrer Entwicklung und Entfaltung, in ihren Schwierigkeiten und Umwegen sichtbar. Als Brückenbauer ermöglichen sie Verbindungen zwischen der überlieferten Botschaft des christlichen Glaubens und der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Auf Basis ihrer reflektierten Glaubensüberzeugung und auf der Grundlage ihrer Einsichten in die fachwissenschaftlichen Zusammenhänge fundieren Lehrerinnen und Lehrer die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler von den Inhalten her, strukturieren Lernarrangements sachgerecht, stellen geeignete Materialien und Medien bereit, regen zu reflektierter Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Religionsunterrichts an und unterstützen die Schülerinnen und Schüler durch eine Kultur differenzierter Rückmeldungen. Lebendiges Lernen im Religionsunterricht lebt von der Vielfalt seiner Lernwege. Affektive Zugänge, kognitiv ausgerichtete Formen des Kompetenzerwerbs sowie kreative und handlungsorientierte Aufgabenstellungen werden dabei sinnvoll miteinander verknüpft und in angemessener Weise auf lebensweltliche Zusammenhänge bezogen. Dadurch eignen sich die Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen an, die sie zu einer verantwortlichen Reflexion ihrer eigenen Religiosität benötigen. Sie werden befähigt, ihren eigenen Standpunkt in Bezug auf den katholischen Glauben sowie im Hinblick auf andere Religionen und Weltanschauungen zu formulieren. Der Religionsunterricht weiß um das Spannungsfeld zwischen dem Erwerb überprüfbarer Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten und dem Aufbau grundlegender Haltungen und Einstellungen, die nicht in gleicher Weise überprüft werden können.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Katholische Religionslehre

Die Grundlegenden Kompetenzen werden in den einzelnen Jahrgangsstufen des Fachlehrplans in Lernbereichen entfaltet. Die Lernbereiche kombinieren prozessbezogene Kompetenzen und Gegenstandsbereiche. Für die Vorklassen sind jeweils vier Lernbereiche formuliert. Die unterschiedliche Ausgestaltung der Lernbereiche in FOS und BOS berücksichtigt die in den Zubringerschulen unterrichteten Inhalte. Wegen der unterschiedlichen Zahl an Unterrichtsstunden in der Jahrgangsstufe 12 sind für die FOS fünf, für die BOS drei Lernbereiche vorgesehen. Für die Jahrgangsstufe 13 finden sich in beiden Schulformen drei Lernbereiche.
Jeder Lernbereich ist verbindlich und gleichwertig, für die Reihenfolge der Lernbereiche innerhalb einer Jahrgangsstufe gibt es keine Festlegung. Die Lernbereiche bauen von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe sowohl fachsystematisch als auch religionspsychologisch aufeinander auf.
Die einzelnen Lernbereiche sind so gestaltet, dass sie die Möglichkeit eröffnen, die Besonderheiten der jeweiligen Ausbildungsrichtungen an Berufsoberschule und Fachoberschule und die lebensweltlichen und individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern

Der katholische Religionsunterricht ist von ökumenischem Geist getragen: Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den Inhalten des christlichen Glaubens auseinander und erwerben dabei eine religiöse Orientierungsfähigkeit, die von Dialogbereitschaft und Verständigung über die Grenzen der eigenen Konfessionszugehörigkeit hinaus geprägt ist. Besonders die Kooperation mit dem Fach Evangelische Religionslehre bietet gezielte Anregungen, in ausgewählten Themenkreisen bzw. einzelnen Teilaspekten ökumenische Zusammenarbeit erfahrbar zu machen. Zudem begleitet der Unterricht die Begegnung mit Menschen, die nichtchristlichen Religionen angehören oder die Existenz Gottes leugnen. Er trägt zusammen mit den anderen Fächern zur Ausbildung ethischer Grundhaltungen und zur Übernahme von Verantwortung in Staat und Gesellschaft bei.
Im schulischen Bildungsangebot ist Katholische Religionslehre ein integratives Fach, das zahlreiche Bezüge zu anderen Unterrichtsfächern aus dem sprachlichen, ästhetischen, gesellschaftlichen, aber auch dem naturwissenschaftlichen Bereich herstellen kann und in diesem Perspektivenwechsel selbst Bereicherung erfährt. So lassen sich beispielsweise bestimmte literarische Texte oder Werke der Bildenden Kunst nur erschließen, wenn auch deren religiöse Dimension berücksichtigt wird; Religion und Glaube sind tragende Bereiche gesellschaftlicher Wirklichkeit in Geschichte und Gegenwart; umgekehrt sind auch Kompetenzen im Bereich von Naturwissenschaften und Mathematik für den katholischen Religionsunterricht bedeutsam, der sich einer umfassenden und mehrdimensionalen Weltsicht verpflichtet weiß. Auch im Hinblick auf ökonomische Fragen ergänzt der Religionsunterricht mit sozialethischen Überlegungen den entsprechenden Fachunterricht. Bei fächerverbindenden Unterrichtsvorhaben fördert der Religionsunterricht insbesondere das Verstehen größerer kultureller, weltanschaulicher und ethischer Zusammenhänge und vertieft damit das Orientierungswissen.
Über den Unterricht im Klassenzimmer hinaus setzt der Religionsunterricht unter Einbeziehung von Wirkungsfeldern der Schulpastoral Impulse, die das Schulleben mitgestalten und die Schulkultur zu prägen helfen. In Begegnungen, Projekten, Hospitationen und Exkursionen stellt das Fach Verbindungen zu außerschulischen Lernorten her und trägt z. B. durch Kontakte mit kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen und vor allem kirchlichen Einrichtungen zur gesellschaftlichen Öffnung der Schule bei.

5 Beitrag des Faches Katholische Religionslehre zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen

Das Fach Katholische Religionslehre realisiert in besonderem Maße die „Obersten Bildungsziele“ aus Art. 131 (2) der Bayerischen Verfassung. Es sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler v. a. für „Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen“. Dieser Auftrag entfaltet sich in den fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen, die der katholische Religionsunterricht inhaltlich konkretisiert, um sowohl die eigene religiöse Identität als auch die Kommunikationsfähigkeit und Gestaltungsverantwortung in einer pluralen Gesellschaft zu fördern.

Kulturelle und Interkulturelle Bildung, Medienbildung/Digitale Bildung, Sprachliche Bildung

Durch Architektur, Literatur, Musik, Kunst, Medien u. a. sind Spuren und Manifestationen christlichen Lebens in der Öffentlichkeit präsent. Diese werden im Religionsunterricht der beruflichen Oberschule im Hinblick auf ihre Wurzeln und Intentionen analysiert und zum Gegenstand des Austausches. Dadurch wird Kulturelle, Interkulturelle und Sprachliche Bildung gefördert. Auf dieser Grundlage ermöglicht das Fach Katholische Religionslehre die Auseinandersetzung mit anderen kulturellen Prägungen und Religionen, die Identität stiftet und kommunikationsfähig macht.

Berufliche Orientierung, Politische Bildung, Soziales Lernen, Ökonomische Verbraucherbildung, Werteerziehung

Der Religionsunterricht an der Beruflichen Oberschule fordert zur Reflexion des eigenen Standpunkts im Hinblick auf Fragen der eigenen Identität und der persönlichen Lebensgestaltung heraus. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur weiteren beruflichen Orientierung der Schülerinnen und Schüler. Zum besonderen Profil des Religionsunterrichts gehört die religiöse Begründung der Menschenwürde aus der Geschöpflichkeit und Gottebenbildlichkeit des Menschen. Der Vorrang der Wahrung der Menschenwürde begründet ethische Prinzipien wie Gerechtigkeit, Solidarität, Verantwortung und Toleranz inhaltlich und trägt zur politischen Bildung bei. Das zeigt sich in aktivem Einsatz für hilfsbedürftige Menschen.

Familien- und Sexualerziehung, Gesundheitserziehung, Umweltbildung

Auch für junge Erwachsene stellt sich die Frage nach der eigenen Identität und der Abwägung verschiedener Lebensentwürfe. Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen des Fachs, auch im Bereich der Familien- und Sexualerziehung Orientierung zu bieten und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper zu motivieren. Der katholische Religionsunterricht der Beruflichen Oberschule richtet sein Augenmerk auf die gesamte Wirklichkeit als Schöpfung Gottes, woraus sich verbindliche Maßstäbe für ein Leben in Ehe und Familie sowie für einen verantwortlichen Umgang mit der Umwelt und der eigenen Gesundheit ergeben.

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