Lehrplan PLUS

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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Vergleichsansicht

Vergleichsauswahl 2

Psychologie

1 Selbstverständnis des Faches Psychologie

Im Psychologieunterricht setzen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Inhalten auseinander, die sich mit dem Menschen als Ganzes befassen. Denn im Fokus der Psychologie steht immer der Mensch in seiner Selbstwahrnehmung, in der Wahrnehmung seiner Umwelt und anderer Menschen. Ebenso bezieht sich die Psychologie auf die Wahrnehmung und das Verständnis der eigenen Wirksamkeit auf diese Umwelt und auf damit verbundene Wechselwirkungen.

Psychologische Fragestellungen und Erkenntnisse sind immanenter Bestandteil des täglichen menschlichen Lebens. Sie beziehen sich sowohl auf individuelle menschliche Grundbedürfnisse als auch auf Bedürfnisse, die soziale Beziehungen und Interaktionen betreffen.

Die thematische Auseinandersetzung mit alltäglich erlebbaren Phänomenen leisten die Schülerinnen und Schüler aktiv auf der Grundlage der Fachwissenschaft Psychologie. Diese Auseinandersetzung hat das Ziel, unterschiedliches menschliches Erleben und Verhalten zu erfassen und zu beschreiben, zu erklären und zu verstehen sowie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorherzusagen und bei Bedarf mögliche Veränderungen anzubahnen. Dabei berücksichtigt die Psychologie jeweils den Hintergrund humanbiologischer, sozialer und soziokultureller Bedingungen. Das Nebeneinander verschiedener historischer Paradigmen sowie die aktuelle empirisch-wissenschaftliche Ausrichtung der Psychologie zeigen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf, dass wissenschaftliche Erkenntnisse immer vor dem Denkhorizont theoretischer Grundlagen und methodischer Zugangsweisen zu verstehen sind.

Damit gilt für das Unterrichtsfach Psychologie in der Oberstufe des Gymnasiums in besonderer Weise, dass der Mensch sowohl Subjekt als auch Objekt der Betrachtung ist. Vor diesem Hintergrund ist der Vielfalt der fachwissenschaftlichen Erklärungsmodelle mit ihren Möglichkeiten und Grenzen Rechnung zu tragen. Gleiche psychische und psychologische Phänomene können aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Das erfordert von der Lehrkraft sowie den Lernenden ein großes Maß an Offenheit und Toleranz. Die Schülerinnen und Schüler lernen insgesamt den wissenschaftlichen Zugang auf psychologische Phänomene kennen, der sich von alltagspsychologischen, subjektiven Theorien unterscheidet. Dadurch trägt der Unterricht wesentlich zur Stärkung des differenziert kritisch-rationalen Denkens und Bewertens bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei.

Im Psychologieunterricht orientieren sich die Lernenden an individuellen Erfahrungen und setzen sie in Beziehung zu grundlegenden psychologischen Phänomenen und Gesetzmäßigkeiten. In diesem Zusammenhang reflektieren die jungen Menschen ihre eigenen alltagspsychologischen Konzepte und stellen sie wissenschaftlichen Methoden, Theorien und Erkenntnissen gegenüber. Durch methodische Elemente wie beispielsweise Experiment, Praxissimulation und Planspiel können unmittelbares Erleben mit theoretischen Erklärungsansätzen der Psychologie verknüpft werden. Im Psychologieunterricht gewinnen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Einsichten in das Erleben und Verhalten des Menschen und erhalten Anregungen zur Reflexion über sich und andere, um das Verständnis für die eigene Person und die Mitmenschen zu vertiefen. Zudem wird die Sensibilität, sich und andere differenziert wahrzunehmen, gefördert und damit die Toleranz für die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche und ihrer Ausdrucksformen unterstützt. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden darin sensibilisiert und unterstützt, klar und wertschätzend zu kommunizieren, auch im Hinblick auf eine bewusste Gestaltung sozialer Situationen und auf ein wertschätzendes und gewaltfreies Miteinander. So leistet das Fach einen Beitrag zur Selbstreflexion und Selbstregulation junger Menschen. Die Schülerinnen und Schüler lernen außerdem, ihre Ressourcen in den Blick zu nehmen, um selbst mit herausfordernden Lebensaufgaben, zum Beispiel angesichts der Veränderungen der Lebenswelt durch Globalisierung, Digitalisierung und Medien, angemessen umzugehen. Damit tragen Kenntnisse aus dem Psychologieunterricht auch zur individuellen Gesundheitsförderung bei.

Ziel ist es, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen differenzierten Standpunkt bei der Begegnung mit psychologischen Phänomenen im Alltag entwickeln. Damit ist der Psychologieunterricht auf den Erwerb vielfältiger Kompetenzen, im Besonderen personaler Kompetenzen ausgerichtet.

2.1 Kompetenzstrukturmodell

Kompetenzstrukturmodell "Psychologie"

Das Kompetenzstrukturmodell zeigt die Verknüpfung der Gegenstandsbereiche, Anforderungsniveaus und der prozessbezogenen Kompetenzen im Fach Psychologie.

In der Mitte befinden sich die Gegenstandsbereiche, auf deren Basis die Kompetenzen auf unterschiedlichen Anforderungsniveaus erworben werden. Unter den Gegenstandsbereichen stellt die Psychologie als Wissenschaft die Grundlage der übrigen Bereiche dar. Im inneren Ring befinden sich die Anforderungsniveaus, welche die Gegenstandsbereiche mit den prozessbezogenen Kompetenzen im äußeren Ring verbinden.

Fragekompetenz

Die psychologische Fragekompetenz umfasst sowohl das Erkennen als auch das Formulieren psychologischer Fragestellungen. Entsprechend ermöglicht sie, die psychologischen Aspekte an Fallbeispielen sowie an fachwissenschaftlichen und nicht fachwissenschaftlichen Texten und Untersuchungen zu erfassen. Für eine Formulierung und Analyse psychologischer Fragen erfordert sie ferner das Vorhandensein psychologischen Wissens, um diese Fragen dann weiterentwickeln sowie geeignete Hypothesen aufstellen und überprüfen zu können.

Sachkompetenz

Mit Hilfe psychologischer Sachkompetenz werden theoretische Konstrukte, Modelle, Gesetzmäßigkeiten sowie Methoden und Interventionen so erfasst, dass sie anschaulich dargestellt, erläutert und angewendet werden können. Gleichzeitig werden sowohl alltägliche Gegebenheiten psychologisch betrachtet als auch für psychologische Phänomene Beispiele aus der Lebenswelt gesucht. In diesem Zusammenhang wird zwischen fachwissenschaftlicher und alltäglicher Ausdrucksweise differenziert und auf Fachsprache zurückgegriffen. Zur psychologischen Sachkompetenz zählt ferner die Vernetzung des erworbenen Wissens. Dazu sollen grundlegende Zusammenhänge zwischen psychologischen Theorien, Erklärungen, Interventionen und Methoden hergestellt werden.

Methodenkompetenz

Psychologische Methodenkompetenz umfasst das Beobachten, Beschreiben, Analysieren und Erklären sowie das Vorhersagen und Verändern von Erleben und Verhalten. Psychologische Forschungs- und Diagnosemethoden sowie Präventions- und Interventionsmethoden ermöglichen die Analyse und das Verständnis sowie die Anwendung psychologischen Wissens.

Orientierungs- und Urteilskompetenz

Aufbauend auf der Frage-, Sach- und Methodenkompetenz fördert eine vertiefte Auseinandersetzung mit psychologischen Erklärungsmodellen und Verfahrensweisen sowie die Analyse und Einordnung verschiedener psychischer Sachverhalte Orientierungskompetenz. Die Urteilskompetenz umfasst dann, Sachverhalte auf Basis psychologischen Wissens beurteilen, bewerten und für die eigene Weiterentwicklung nutzen zu können.

Selbst- und Handlungskompetenz

Durch die Beschäftigung mit psychologischen Inhalten wird stets das eigene Erleben und Verhalten beleuchtet. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können zur Weiterentwicklung der Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbststeuerung dienen und bilden die Basis für die Erweiterung der Selbst- und Handlungskompetenz. In Anwendung der bisher beschriebenen Kompetenzen ergeben sich zusätzliche Handlungsoptionen, durch deren Nutzung die eigene Handlungskompetenz ausgebaut wird.

Psychologie als Wissenschaft

Dieser grundlegende Gegenstandsbereich ermöglicht den wissenschaftlichen Zugang zum Erleben und Verhalten des Menschen. Neben der Einführung in psychologische Perspektiven und die Abgrenzung der wissenschaftlichen Psychologie von Alltagstheorien stehen in diesem Basismodul die Vermittlung psychologischer Konstrukte, Modelle, Gesetzmäßigkeiten sowie Methoden und Interventionen im Vordergrund. Diese werden stets auf die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler bezogen. Nicht zuletzt bietet dieser Gegenstandsbereich den jungen Erwachsenen im Sinne der beruflichen Orientierung die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Psychologie zu beschäftigen.

Allgemeine Psychologie

Die Allgemeine Psychologie beleuchtet die grundlegenden Konstrukte für das menschliche Erleben und Verhalten. Neben der Informationsaufnahme und -verarbeitung durch unterschiedliche Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsprozesse werden auch dabei wirkende motivationale Prozesse sowie Emotionen wissenschaftlich betrachtet. Im Sinne der Gesundheitsförderung werden anhand von konkreten Fallbeispielen Wechselwirkungen zwischen diesen Konstrukten und daraufhin mögliche Ansatzpunkte für Veränderungen hergeleitet. Abgerundet wird dieses Basismodul mit einer wissenschaftlichen Betrachtung verschiedener Intelligenzmodelle sowie deren Implikationen für die Praxis.

Entwicklungspsychologie

In diesem Gegenstandsbereich setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der menschlichen Entwicklung als einen lebenslangen, multifaktoriell beeinflussten Prozess auseinander. Neben Einblicken in entwicklungspsychologische Theorien und Modelle sowie in verschiedene Funktionsbereiche und deren Wechselwirkungen und Abweichungen reflektieren sie Phänomene der eigenen Entwicklung und bekommen Einsicht in Veränderungs- und Gestaltungsprozesse. Schließlich befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit Anwendungs- und Arbeitsfeldern entwicklungspsychologischer Tätigkeit.

Lernpsychologie

In diesem Gegenstandsbereich betrachten die Schülerinnen und Schüler das Lernen des Menschen als einen grundlegenden und erfahrungsbasierten Prozess. Verschiedene Theoriemodelle und Konzepte des Lernens, der Informationsaufnahme, Informationsverarbeitung und Informationsspeicherung bilden die Grundlage der jungen Erwachsenen, sich mit ihren eigenen Lern- und Arbeitsprozessen auseinanderzusetzen, Lernstrategien abzuleiten und diese selbstreguliert zu gestalten. Ergänzend setzen sich die Schülerinnen und Schüler aktiv mit möglichen Belastungen im Zusammenhang mit Lernen auseinander und entwickeln Bewältigungsstrategien im Sinn der Gesundheitsförderung.

Persönlichkeitspsychologie

Im Rahmen des Gegenstandsbereichs Persönlichkeitspsychologie setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansätzen auseinander, um sich dem Konstrukt Persönlichkeit zu nähern. Dies geschieht über die Beschäftigung mit anerkannten Modellen von Persönlichkeit. Dabei geht es immer wieder um angeborene Anteile, die kaum oder sehr schwer zu verändern sind, und erworbene oder erlernte Anteile, die modellierbar und veränderbar sind. Die Auseinandersetzung mit dem Konzept Persönlichkeit soll als Hilfe erlebt werden können, besser zu verstehen, was den einzelnen Menschen in seiner Besonderheit ausmacht und in welchen Bereichen er sich mehr oder weniger deutlich von anderen Menschen unterscheidet. Zum einen wird damit die Basis gelegt zu reflektieren, welche Anteile der eigenen Persönlichkeit gut angenommen werden können und welche Anteile womöglich bearbeitet und verändert werden sollen. Zum anderen entsteht damit eine Grundlage, Möglichkeiten zu entwickeln und zu reflektieren, die Persönlichkeiten von anderen differenzierter zu betrachten und deren Handeln zu verstehen, um ein gelingendes Miteinander zu fördern. Das Ganze soll als ein lebenslanger Prozess im Rahmen von Identitätsfindung und ‑entwicklung gesehen werden.

Sozialpsychologie

In diesem Gegenstandsbereich befassen sich die Schülerinnen und Schüler theoriebasiert mit dem wechselseitigen Einfluss von Erleben und Verhalten von Individuen und Gruppen. Sie reflektieren ihre soziale Wahrnehmung und Urteilsbildung, identifizieren Vorurteile und überprüfen ihre soziale Einstellung. Auf der Basis grundlegender Erkenntnisse aus der Sozialpsychologie leiten sie Strategien für soziales Handeln in der Gesellschaft ab und setzen sich sowohl mit den Möglichkeiten als auch mit den Grenzen sozialer Interaktion auseinander. In der Analyse von Konfliktsituationen entwickeln die Schülerinnen und Schüler außerdem Lösungsansätze, die sie in ihre soziale Umwelt übertragen. Der Gegenstandsbereich trägt damit umfassend zur Werteerziehung und Politischen und Interkulturellen Bildung bei.

Kommunikationspsychologie

Hier befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit zwischenmenschlichen Kommunikations- und Interaktionsprozessen in alltäglichen und schulischen Situationen. Sie analysieren und erklären Kommunikationsstörungen auch anhand ausgewählter Kommunikationstheorien und erlernen konkrete Möglichkeiten erfolgreicher Kommunikation. Darüber hinaus setzen sie sich auch im Kontext ihrer eigenen Lebenswirklichkeit mit digitalen Informationsaustauschprozessen auseinander und betrachten psychologische Aspekte der interkulturellen Kommunikation.

3 Aufbau des Fachlehrplans

Der Fachlehrplan Psychologie für die Jahrgangsstufen 12 und 13 gliedert sich in sieben Module. Die ihnen zugeordneten Kompetenzerwartungen zeigen jeweils anhand konkretisierender Inhalte diejenigen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf, welche die Schülerinnen und Schüler am Ende der Behandlung eines Moduls erworben haben.

Für den Umgang mit den Modulen ergibt sich Folgendes: Über die beiden verpflichtenden Basismodule 1 „Psychologie als Wissenschaft“ und 2 „Allgemeine Psychologie“ hinaus stehen fünf weitere Module gleichberechtigt nebeneinander zur Auswahl. Mit den in den Basismodulen behandelten psychologischen Paradigmen und Erklärungsmodellen wird für den Psychologieunterricht der Oberstufe eine Grundlage gelegt. Je nachdem, ob das Profilfach Psychologie ein- oder zweijährig angeobten wird, ermöglicht die freie und flexible Auswahl der Lehrkraft aus den fünf weiteren Modulen, dass besondere Interessen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt, aktuelle Themen aufgegriffen oder eigene thematische Schwerpunkte gesetzt werden können.

Im Falle einer einjährigen Belegung des Faches sollten nach Möglichkeit zwei weitere Module aus den Modulen 3 bis 7 thematisiert werden. Bei einer zweijährigen Ausrichtung des Faches Psychologie sollte die Zuordnung der Module zu den einzelnen Jahrgangsstufen so erfolgen, dass in Jahrgangsstufe 12 möglichst vier Module und in Jahrgangsstufe 13 – aufgrund des kürzeren Schuljahres – drei Module behandelt werden, wobei auch hier die Reihenfolge für die Module 3 bis 7 frei wählbar ist. Allerdings bietet es sich an, das Modul 4 „Lernpsychologie“ wegen der grundlegenden Bedeutung seiner konkretisierenden Inhalte für die Psychologie im Allgemeinen bereits in Jahrgangsstufe 12 zu thematisieren.

Die Bildung von jahrgangsübergreifenden Kursen mit Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgangsstufen 12 und 13 ist nur dann möglich, wenn alle das Fach Psychologie neu gewählt haben.

In den Basismodulen 1 „Psychologie als Wissenschaft“ und 2 „Allgemeine Psychologie“ setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Forschungsgegenstand der Psychologie, den Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens und ausgewählten Methoden, Modellen und Theorien sowie grundlegenden psychologischen Konstrukten auseinander. Sie eignen sich somit basale Kompetenzen an, um wissenschaftliche mit vorwissenschaftlichen Sichtweisen zu vergleichen, zwischen verschiedenen psychologischen Erklärungsansätzen zu unterscheiden und psychologische Erkenntnisse und Methoden auch auf konkrete Alltagssituationen anzuwenden. Damit erweitern sie die Perspektive auf ihre eigene Lebenssituation und können Ansätze für die persönliche Entwicklung und Veränderung ableiten.

In den Modulen 3 bis 7 lernen die Schülerinnen und Schüler weitere zentrale Inhaltsbereiche der Psychologie kennen und entwickeln daraus entsprechende Kompetenzen.

In Modul 3 „Entwicklungspsychologie“ verstehen sie Entwicklung anhand grundlegender Konzepte der Entwicklungspsychologie, der Entwicklung einzelner Funktionsbereiche und Entwicklungsabweichungen als lebensumfassenden, multifaktoriell beeinflussten Prozess, den sie selbst steuern können. Vor diesem Hintergrund sind sie in der Lage, auf eigene Veränderungsprozesse Einfluss zu nehmen und kritische Lebensereignisse als Herausforderung anzunehmen und zu gestalten.

Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Kompetenzen in der wissenschaftlichen Betrachtung des Faches Psychologie in Modul 4 „Lernpsychologie“, indem sie unterschiedliche Theoriemodelle und Konzepte des Lernens sowohl im schulischen als auch außerschulischen Kontext einander gegenüberstellen, sie vergleichen, bewerten und begründen. Eigene Lernerfahrungen werden in Bezug zu Gesetzmäßigkeiten des Lernens gesetzt und reflektiert. Damit sind die Schülerinnen und Schüler imstande, eigene Lernprozesse zu kontrollieren sowie selbstreguliert und effizient zu gestalten.

Modul 5 „Persönlichkeitspsychologie“ bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich mit der Stabilität und Veränderbarkeit von Persönlichkeitsstrukturen sowie Persönlichkeitsmodellen auseinanderzusetzen. Sie verstehen Persönlichkeit als dynamischen, multifaktoriell beeinflussten Prozess und erarbeiten daraus Perspektiven für die Gestaltung der eigenen Persönlichkeitsentwicklung.

In Modul 6 „Sozialpsychologie“ verknüpfen die Schülerinnen und Schüler theoriebezogene Kompetenzen mit Anwendungsbereichen der Sozialpsychologie wie soziale Wahrnehmung und Einstellung oder sozialer Prozesse in Gruppen. Sie entwickeln daraus im Rahmen ihrer eigenen Lebenswelt und dem Bewusstsein der Bedeutung des eigenen Verhaltens in der Gesellschaft Ideen für ihr eigenes soziales Handeln.

Auf Grundlage kommunikationspsychologischer Theorien und Modelle in Modul 7 „Kommunikationspsychologie“ verstehen die Schülerinnen und Schüler Kommunikation als dynamischen und komplexen Prozess auch im Zusammenhang mit der eigenen Lebenswirklichkeit. Dadurch werden sie darin unterstützt, das eigene kommunikative Handeln zu reflektieren und erfolgreich kommunikative Prozesse zu gestalten sowie Kommunikationsstörungen auch im interkulturellen Kontext zu vermeiden oder ihnen erfolgreich zu begegnen.

Insgesamt erwerben sie damit Fähigkeiten und Fertigkeiten, in psychologischen Handlungsfeldern fachkompetent, sozialkompetent, selbstkompetent, methodenkompetent und somit konstruktiv-kritisch zu agieren.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern

Das Fach Psychologie stellt als Profilfach ein Zusatzangebot für die individuelle Profilbelegung in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld dar. Das Fach bietet aufgrund seiner sowohl geistes- und sozialwissenschaftlichen als auch naturwissenschaftlichen Ausrichtung vielfältige Möglichkeiten zu interdisziplinärer Zusammenarbeit und kann vielseitig mit anderen Fächern des allgemeinbildenden Fächerbereichs verschränkt werden.

Da die Psychologie in ihrem Selbstverständnis als Wissenschaft über das Erleben und Verhalten des Menschen auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen aufbaut, ist insbesondere bei den Basismodulen 1 und 2 sowie in den Modulen 3 und 4 eine enge Kooperation mit Fächern aus dem naturwissenschaftlichen Fächerkanon sinnvoll. So erhalten Schülerinnen und Schüler im Basismodul 1 aus der Perspektive der Psychologie erweiterte Kenntnisse wissenschaftlichen Arbeitens, deren Grundlagen sie bereits in den Fächern Physik und Chemie erworben haben. Gerade bei empirisch-quantitativen Fragestellungen kann sich eine Zusammenarbeit mit den Fächern Mathematik und Informatik als hilfreich erweisen. Besonders im Basismodul 2 und in den Modulen 3 und 4 erscheint eine enge Kooperation mit dem Fach Biologie sinnvoll, da die Schülerinnen und Schüler hier entwicklungs-, lern- und neuropsychologische Zusammenhänge aus anderer Fachperspektive kennenlernen und nachvollziehen können.

Im sozialwissenschaftlichen Bereich lassen sich Bezüge zwischen den Fächern Geschichte sowie Politik und Gesellschaft und besonders dem Modul 6 herstellen. So lernen die Schülerinnen und Schüler grundlegende soziale Phänomene menschlichen Erlebens und Verhaltens wie Wahrnehmung, soziale Einstellung oder Vorurteile nicht nur auf individueller und beziehungsbezogener Ebene zu erfassen, sondern auch den gesellschaftlichen, politischen und historischen Kontext miteinzubeziehen. Ebenso reflektieren die Schülerinnen und Schüler ihre Rolle als Einzelperson und in Gruppen sowie soziale Interaktionsprozesse in Dyaden, als Mitglied einer Gruppe und Teil der Gesellschaft. Zwischen diesen psychologischen Erkenntnissen und der bewussten Auseinandersetzung mit Fragen des Lernens und Sozialverhaltens lassen sich kontinuierliche Wechselbezüge herstellen und daraus Ideen für den verantwortungsvollen Umgang mit anderen und die Entwicklung sozialen Handelns in der Gesellschaft ableiten. Außerdem können Zusammenhänge zwischen dem Modul 3 und dem Fach Politik und Gesellschaft im Hinblick auf Fragen zum Erleben und Gestalten der eigenen Entwicklung hergestellt werden.

Modulübergreifend ergeben sich Anknüpfungspunkte bei den Fächern Kunst und Musik, da die Schülerinnen und Schüler durch passend gewählte Unterrichtsbeispiele in die Lage versetzt werden, einen erweiterten ästhetischen Zugang zu entwickeln und Kulturprodukte auch unter psychologischer Perspektive zu analysieren und zu begreifen.

In besonderem Zusammenhang mit dem Fach Deutsch steht das Modul 7, bei dem die Schülerinnen und Schüler Grundlagen menschlicher Kommunikation sowie basale Kommunikationstheorien erfassen, Kommunikationssituationen aus jeweils unterschiedlicher Perspektive beschreiben und im Hinblick auf Faktoren gelingender Kommunikation sowie Kommunikationsstörungen analysieren können. Zusätzlich erörtern die Schülerinnen und Schüler ethische Fragen, die sich aufgrund von Beeinflussungsmöglichkeiten durch Kommunikation ergeben.

Zu den Fremdsprachen lassen sich besonders Bezüge zu den Modulen 6 und 7 hinsichtlich der Kommunikationsgewohnheiten und -formen einer Kultur, sowie die Bedeutung von Individuum, Gesellschaft und Stereotypen herstellen.

Gemeinsame Fragestellungen ergeben sich auch mit den Fächern Ethik, Katholische und Evangelische Religionslehre insbesondere bei den beiden Basismodulen 1 und 2, innerhalb derer sich die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Menschenbildern in der Psychologie und deren ethischen Richtlinien auseinandersetzen und daraus Normen und Werte als moralische Kriterien ihres Handelns ableiten. Darüber hinaus lassen sich Bezüge zwischen dem Fach Ethik und dem Modul 6 zu Aspekten der Sozialpsychologie wie Konformität, Autorität, Status oder Rolle herstellen.

Im Kontext der allgemeinbildenden Fächer eröffnen sich für das Fach Psychologie weitere Möglichkeiten, gemeinsame Inhalte und Kompetenzen in einem größeren Zusammenhang miteinander zu verknüpfen. Ausgehend von unterschiedlichen Modellen, Theorien, Forschungsmethoden und Fragestellungen der Wissenschaft Psychologie erwerben die Schülerinnen und Schüler Grundlagen für wissenschaftliches Denken und Arbeiten, das auch in anderen Fächern und bei der Erstellung von schriftlichen Arbeiten zur Anwendung kommen kann.

5 Beitrag des Faches zu den fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen

Das Fach Psychologie leistet Beiträge zu vielfältigen fächer- und schulartübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen. Folgende sind dabei hervorzuheben:

Werteerziehung

Schülerinnen und Schüler setzen sich im Rahmen des Unterrichts kritisch mit grundlegenden Fragen des menschlichen Seins sowie Wert- und Normvorstellungen auch in Sozialisationsprozessen, ebenso wie mit Ursachen sozialer Ungleichheit, Folgen von Etikettierung und Stigmatisierung von Personen auseinander. Durch die Sensibilisierung für die Beschäftigung mit dem eigenen Erleben und Verhalten reflektieren sie über eigene Vorurteile und Stereotype und entwickeln eine akzeptierende Haltung und Toleranz für Diversität in unserer Gesellschaft. Sie erachten Vielfalt als wertvoll sowie für die Gesellschaft bereichernd und werden dazu angeregt, sich bewusst gegen Diskriminierung von Menschen auszusprechen. Sie zeigen Bereitschaft, einen individuellen Beitrag zur Unterstützung und Inklusion von Menschen in besonderen Lebenslagen zu leisten.

Soziales Lernen

Durch das erworbene psychologische Wissen und durch problemorientierte, aktivierende methodische Vorgehensweisen werden Team- und Leitungsfähigkeit sowie Fähigkeiten zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Selbst- und Fremdwahrnehmung, Perspektivwechsel, Empathie, Toleranz und Akzeptanz geschult. Der Einzelne begreift die eigene Biographie als Entwicklungs- und Lebensaufgabe und entwickelt Offenheit für verändernde Methoden und mögliche therapeutische Begleitung in Bezug auf die eigene Lebensgestaltung. Er wird dazu angeregt, Mitmenschen respektvoll und wertschätzend zu begegnen, alternative Lebensentwürfe und Fremdes zu akzeptieren und die Fähigkeit für ein Gesamtverständnis des Menschen unter psychologischem Blickwinkel zu entwickeln, wobei er seine Kenntnisse über normales und abweichendes Verhalten miteinbezieht. Im Kontext der Bewältigung altersspezifischer Herausforderungen in sozialen Situationen wächst die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für sich und andere. Darüber hinaus entwickeln die Schülerinnen und Schüler in sozialen Situationen die Kompetenz, Konflikte durch eine konstruktive Kommunikation zu vermeiden oder zu lösen.

Interkulturelle Bildung

Die Schule wird von den Schülerinnen und Schülern als Ort interkultureller Begegnung wahrgenommen. Durch die spezifisch im Psychologieunterricht angeregte Reflexion über die eigene Sozialisation und Identitätsfindung wie auch über eigene Lernerfahrungen, werteorientierte Haltungen und Verhaltensweisen erlangen die Schülerinnen und Schüler vor dem Hintergrund eines humanistischen Menschenbilds ein Bewusstsein für Entwicklung als multifaktoriell beeinflusstes Geschehen und durch die Kultur geprägte psychische Vorgänge wie Wahrnehmung und Bewertungen. Die Bereitschaft zur Selbstreflexion und das Erleben von sich als Sozialwesen im Spannungsfeld von Entwicklungen und Einflüssen leisten wertvolle Beiträge, um eine vertiefte Lebensqualität zu gewinnen und um gegenseitiges Verständnis, Toleranz und Akzeptanz für die Vielfalt an Identitäts- und unterschiedlichen Lebensentwürfen zu fördern. Kulturell beeinflusste Haltungen, die kontrovers diskutiert werden, können als Bereicherung des eigenen Denkens und Handelns verstanden werden. Für das Vertreten eigener Meinungen und den Umgang mit Kritik werden hilfreiche Strategien entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler lernen eine pluralistische, interkulturelle, inklusive und globale Gesellschaft kennen und beurteilen sie aus verschiedenen Perspektiven der Psychologie.

Gesundheitsförderung

Im Rahmen geeigneter Unterrichtsmethoden wird es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich mit ihren eigenen individuellen Stärken, Entwicklungspotentialen und ihren verfügbaren Ressourcen auseinanderzusetzen. Sie hinterfragen kritisch gesellschaftliche Schönheitsideale, eigene Körperbilder und ihre Handlungsmotive für gesundheitsförderliches Verhalten. Die Aufklärung über psychische Störungen und Beratungsmöglichkeiten in diesem Zusammenhang wirken einer Stigmatisierung entgegen und zeigen den Schülerinnen und Schülern Handlungsmöglichkeiten zur Unterstützung der eigenen psychischen Gesundheit auf. Auf der Grundlage der im Unterricht vermittelten Kenntnisse psychologischer und therapeutischer Konzepte beschäftigen sie sich eigenverantwortlich mit einer achtsamen und gesunden Lebensführung.

Berufliche Orientierung

Die grundlegende Einbindung psychologischer Arbeitsfelder als konkretisierende Inhalte in den sieben Modulen des Psychologieunterrichts ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, verschiedene Berufsbilder im psychologischen Bereich kennenzulernen und sich mit den eigenen Möglichkeiten und Perspektiven der Studien- und Berufsfindung auseinanderzusetzen. Durch mögliche Exkursionen und Praxisprojekte, auch in Zusammenarbeit mit externen Partnern, wie Psychologinnen und Psychologen, Beratungsstellen, Kliniken oder Hochschulen, trägt das Profilfach in besonderer Weise zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen für Studium und Beruf bei.

Medienbildung/Digitale Bildung

Die Schülerinnen und Schüler reflektieren Chancen und Risiken digitaler Kommunikation und Interaktion sowie die Wirkung medial präsentierter Informationen und deren Darstellungsformen. Die eigene Nutzung von digitalen Medien und damit verbundene Einstellungen, aber auch die Gefährdungen werden kritisch reflektiert. Auf dieser Basis vertiefen sie ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion, zur Perspektivenübernahme für ihr kommunikatives Handeln sowie zur Selbstregulation im Hinblick auf eine bewusste Mediennutzung.

Familien- und Sexualerziehung

In der Beschäftigung mit Fragen zu Entwicklungs- und Lernprozessen des Menschen begreifen die Schülerinnen und Schüler das soziale Miteinander und Lernen in unterschiedlichen Kontexten, wie Schule, Peers und Familie, als grundlegend für den menschlichen Werdegang. Durch die Auseinandersetzung mit Basisannahmen und Theorien der Entwicklung erkennen sie die spezifische Bedeutung von Erziehung und den ausgewogenen entwicklungsangemessenen Umgang mit der Thematik Sexualität für einen gelingenden Lebensentwurf.

Politische Bildung

Durch die Reflexion über Werte und Normen im Psychologieunterricht entwickeln die Schülerinnen und Schüler ein verantwortungsvolles und förderliches Handeln im individuellen, gruppenbezogenen und gesellschaftlich-politischen Wirkungskreis. In der Beschäftigung mit den theoretischen Konzepten aus der Sozial-, Kommunikations- und Entwicklungspsychologie und thematisch passenden Anwendungsbereichen erkennen sie die politische Tragweite selbstverantwortlichen, solidarischen und toleranten Handelns für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

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