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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Vergleichsansicht

Vergleichsauswahl 2

Evangelische Religionslehre 12 (grundlegendes Anforderungsniveau)

gültig ab Schuljahr 2024/25

ER12 Lernbereich 1: Woran dein Herz hängt – Sinnfrage und Gottesfrage  (ca. 18 Std.)

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • identifizieren Sinnfragen und -angebote in Kultur und Gesellschaft, beziehen sie auf eigene Vorstellungen und reflektieren die Relevanz der Frage nach Gott in diesem Zusammenhang.
  • beschreiben die Beziehung zwischen Gott und Mensch in exemplarischen biblischen Traditionen und leiten daraus Grundelemente biblischen Gottesverständnisses ab.
  • reflektieren das Verhältnis von Allmacht und Liebe in christlicher Rede von Gott und erörtern Konsequenzen für menschliches Selbstverständnis.
  • formulieren die Theodizeefrage präzise, beziehen sie auf eigene und gesellschaftliche Erfahrungen und erörtern Antwortversuche in Bibel, Philosophie und Theologie.
  • erklären in Grundzügen die Bedeutung eines trinitarischen Gottesglaubens und bringen das darin ausgedrückte Verständnis von Gott und Wirklichkeit ins Gespräch mit anderen Vorstellungen.
  • setzen sich mit einer Position philosophischer Religionskritik aus christlicher Sicht auseinander und vertreten begründet einen Standpunkt.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Sinnfragen und -angebote z. B. in Politik, Kirche, Kunst, Musik, Literatur, Filmen, Werbung, Social Media; Zusammenhänge von Sinn- und Transzendenzvorstellungen
  • die Frage nach Gott als existenzielle Frage: „woran dein Herz hängt“ (M. Luther), wovon der Mensch „schlechthin abhängt“ (F. D. E. Schleiermacher), das, was uns „unbedingt angeht“ (P. Tillich); ggf. dazu Anfragen aus der dialektischen Theologie (K. Barth)
  • die Beziehung Gottes zu den Menschen in der Bibel: Gott als Schöpfer, Befreier, seine Unverfügbarkeit und Nähe, seine Menschwerdung, Passion und Auferstehung; ggf. weitere Aspekte
  • das Verhältnis von Allmacht und Liebe Gottes in Beispielen christlicher Theologie: bei Martin Luther und in moderner Theologie, z. B. D. Bonhoeffer, I. Dalferth
  • Antwortversuche auf die Theodizeefrage bei Hiob, G. W. Leibniz und in einem zeitgenössischen theologischen Ansatz, z. B. „Theologie nach Auschwitz“
  • Trinitätsvorstellung im Sinne des Apostolischen Glaubensbekenntnisses als christliche Deutung des Verhältnisses von Gott und Wirklichkeit: Deutungen wie Gott in Bewegung, Gott als Liebe, Ohnmacht Gottes
  • trinitarisches Gottesverständnis im Gespräch mit anderen religiösen Vorstellungen, z. B. aus Islam oder Judentum
  • philosophische Religionskritik: die Projektionstheorie Feuerbachs; ggf. eine weitere religionskritische Position, z. B. K. Marx, F. Nietzsche, S. Freud oder eine aktuelle Form von Atheismus

ER12 Lernbereich 2: Der im-perfekte Mensch (ca. 14 Std.)

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • identifizieren persönliche und gesellschaftliche Vorstellungen von Perfektion und vollkommenem Leben und bewerten diese differenziert.
  • beschreiben Einflüsse auf persönliche Identität bzw. Selbstkonzept, nehmen die Gebrochenheit und Fragmentarität menschlichen Lebens wahr und reflektieren in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Scheitern und Schuld.
  • setzen sich mit der Begrenztheit menschlicher Wirklichkeitswahrnehmung auseinander und diskutieren mögliche Konsequenzen.
  • erklären ein Beispiel aggressiven Verhaltens mithilfe einer nicht-theologischen Theorie und untersuchen diese im Blick auf deren Auffassung von Willensfreiheit.
  • deuten die Fragmentarität und das problematische Verhalten des Menschen im Horizont der christlichen Rede von Sünde, Vergebung und Rechtfertigung.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • persönliche und gesellschaftliche Vorstellungen von perfektem Leben, z. B. körperlich, materiell, geistig, sozial; dazu Aspekte wie Machbarkeit, Leistungsgedanke, Fortschritt, Selbstverwirklichung, Wirkmächtigkeit
  • Einflussfaktoren für die Herausbildung von Identität bzw. Selbstkonzept aus sozialem Umfeld und jugendrelevanten medialen Kontexten wie Influencer oder Werbung, z. B. Vorbilder, Narrative, Traditionen; dazu psychologische Begrifflichkeiten wie Ich-Konzept, Konstruktion, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Stabilität und Veränderung
  • Fragmentarität menschlichen Lebens, z. B. aufgrund eigener Begrenztheit oder gesellschaftlicher Bedingungen
  • Erfahrungen von Schuld und Scheitern, z. B. in Beziehungen, als Zerbrechen von Lebensentwürfen; die Schwierigkeit, zu seinen Fehlern zu stehen, mit Angst und Scham umzugehen und mit Schuld zu leben; Angewiesenheit auf Vergebung
  • Aussagen zur Wahrnehmung von Wirklichkeit: Platon, I. Kant, ggf. ein moderner erkenntnistheoretischer Ansatz; dazu christliche Perspektiven im Sinne der Spannung von „schon“ und „noch nicht“ (1 Kor 13)
  • mindestens eine Erklärung für menschliche Aggression, z. B. aus Philosophie, Psychologie, Biologie, Neurowissenschaften
  • biblische und reformatorische Rede von Sünde und Gnade im Sinne von Gen 1–11, Lk 15, Röm 3,21 ff. und Röm 7; ggf. weitere biblische Bezüge wie Ps 130, Gal 3,26-28
  • Sünde als Sein-wollen wie Gott, als Störung der Beziehung zu Gott, Mitmenschen und zu sich selbst; Rechtfertigung als Wiederherstellung der gestörten Beziehung, als Befreiung vom Perfektionszwang und als Ermutigung, mit Brüchen und Unvollkommenheit zu leben

ER12 Lernbereich 3: „Homo faber“ – Der Mensch und seine Möglichkeiten  (ca. 12 Std.)

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • reflektieren eigene Erfahrungen in Bezug auf Aktivität, Kreativität und Leistung und überprüfen deren Bedeutung für das eigene Selbstverständnis.
  • vergleichen unterschiedliche Sichtweisen vom Wesen des Menschen, die seine Leistungsfähigkeit, Aktivität und Passivität thematisieren.
  • begründen menschliche Kreativität aus biblischem Schöpfungsglauben und verorten sie in der Spannung von Empfangen und Gestalten, von Aktivität und Ruhe.
  • beziehen eine biblische und reformatorische Sicht des Menschen auf eigene Fragen nach Leistungsbereitschaft, Leistungsfähigkeit und Leistungszwang.
  • legen unterschiedliche Vorstellungen und Theorien zu Arbeit und Beruf dar und diskutieren Konsequenzen für die gegenwärtige Arbeitswelt.
  • entwickeln aus der biblisch-christlichen Vorstellung vom Menschen an einem aktuellen Beispiel differenzierte Perspektiven für die Fragen nach Arbeit, Leistung und Gerechtigkeit.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Erfahrungen, die die Ambivalenz von Aktivität, Kreativität und Leistung deutlich machen, z. B. in Schule, Sport, Freizeit
  • verschiedene Sichtweisen vom Menschen als gestaltendes Wesen: philosophische Anthropologie; mindestens ein weiteres Beispiel aus Naturwissenschaft, Psychologie, Literatur, Kunst und Film
  • der Mensch als empfängliches Geschöpf und Ebenbild Gottes, Auftrag zur Weltgestaltung, die Sabbatruhe als Geschenk; dazu M. Luthers Auslegung zum 1. Artikel des Glaubensbekenntnisses
  • Grundgedanken der „Freiheit eines Christenmenschen“ in ihrer Relevanz für Fragen nach Leistung, z. B. Entlastung vom Zwang, sich über Aktivität und Leistung zu definieren, Arbeit als Ermöglichung von Freiheit, Arbeit als Dienst am Nächsten
  • Theorien und Vorstellungen zu Arbeit: Beruf und Berufung bei M. Luther, K. Marx’ Theorie der Entfremdung, moderne Deutungen von Arbeit, z. B. als Selbstverwirklichung, als Religionsersatz, als reine Erwerbsarbeit, als ehrenamtliche Arbeit, in ihrem Verhältnis zu Freizeit; ggf. dazu aktuelle Leitbilder von Unternehmen
  • ein Beispiel aus der sich wandelnden Arbeitswelt wie Verteilung von Arbeit, Arbeitsbedingungen, Geschlechtergerechtigkeit, Ausbeutung, gerechte Bezahlung; in Abhängigkeit vom gewählten Beispiel Aspekte von Globalisierung, Digitalisierung, Technisierung

ER12 Lernbereich 4: Mittendrin?! – Christsein in der Gesellschaft (ca. 12 Std.)

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • verorten sich als Teil der Gesellschaft, identifizieren Phänomene und Situationen, in denen Individuum und Gesellschaft aufeinander einwirken, und reflektieren Konsequenzen für ihr Verständnis von Individualität und Freiheit.
  • erläutern Theorien zum Wesen des Menschen als politischem Gemeinschaftswesen und prüfen darin Spielräume für Individualität und Mündigkeit.
  • beschreiben und diskutieren die Rolle von Kirche in der gegenwärtigen Gesellschaft.
  • erschließen eine aktuelle sozialethische Fragestellung als Herausforderung für das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, bewerten recherchierte Informationen kritisch und reflektieren unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten.
  • erörtern die gewählte Problemstellung aus christlicher Perspektive und beziehen dabei theologische Modelle zur Begründung von Sozialethik ein.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Verortungen anhand von Kriterien wie Rollen, Zugehörigkeiten, Milieus
  • Beispiele für das Aufeinandereinwirken von Individuum und Gesellschaft, offensichtliche und verdeckte Zusammenhänge in Bereichen wie Schule, Mode, Medien, Freizeit
  • der Mensch als zoon politikon, z. B. in der Antike, bei Th. Hobbes, J.‑J. Rousseau, H. Arendt
  • Kirche in der Gesellschaft: Wahrnehmungen, Erwartungen, Aktivitäten; in diesem Zusammenhang unterschiedliches Selbstverständnis der Kirchen und konziliarer Prozess
  • gesellschaftliche Herausforderungen, z. B. Arbeitslosigkeit, demografischer Wandel, Migration, Fragen der Sozial-, Umwelt-, Wirtschafts- oder Friedenspolitik
  • christliche Perspektiven, z. B. im Schöpfungsgedanken begründete Menschenwürde und Solidarität, verantworteter Umgang mit der Welt, Gerechtigkeitsvorstellungen in der alttestamentlichen Prophetie; ggf. Beiträge aus EKD-Denkschriften
  • theologische Modelle zur Begründung von Sozialethik: M. Luthers Unterscheidung der zwei Reiche und Regimente, K. Barths Modell der „Königsherrschaft Christi“; ggf. D. Bonhoeffer („Die Kirche vor der Judenfrage“), Aspekte der Befreiungstheologie, der Öffentlichen Theologie oder der katholischen Soziallehre
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