Chinesisch wird am Sprachlichen Gymnasium im Bereich des Wahlpflichtprogramms als 3. Fremdsprache sowie in allen Ausbildungsrichtungen als spätbeginnende Fremdsprache ab der 11. Jahrgangsstufe angeboten.
Bei erfolgreichem Abschluss erreichen die Schülerinnen und Schüler in Chinesisch als 3. Fremdsprache am Ende der Jahrgangsstufe 11 die Stufe A2+ des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GeR). Nach erfolgreicher Belegung in der Oberstufe wird am Ende der Jahrgangsstufe 13 die GeR-Stufe B1 in Kursen auf grundlegendem Anforderungsniveau sowie B1+ in Kursen auf erhöhtem Anforderungsniveau ausgewiesen.
In Chinesisch als spätbeginnender Fremdsprache erreichen die Schülerinnen und Schüler bei erfolgreichem Abschluss am Ende von Q13 die GeR-Stufe A2/A2+. Die spätbeginnende Fremdsprache ist geprägt durch eine steilere Progression und eine stärkere Betonung der mündlichen Ausdrucksfähigkeit. Hier hat die erfolgreiche Bewältigung alltäglicher Kommunikationssituationen Vorrang.
Das Erlernen des Chinesischen als distante Sprache erfordert eine Auseinandersetzung mit völlig anderen sprachlichen Strukturen und eine vertiefte Sprachreflexion.
Das hochchinesische Lautsystem zeichnet sich vor allem durch seine übersichtliche Silbenstruktur mit vorwiegender Monosyllabilität aus. Monosyllabilität bedeutet, dass jede Silbe einer Bedeutungseinheit entspricht. Darüber hinaus kennt das chinesische Lautsystem verschiedene bedeutungsunterscheidende Betonungen der einzelnen Silben. Schwerpunkte der Aussprachebildung liegen anfangs im Artikulieren der chinesischen Hochlautung sowie im Einüben der vier Töne und später in deren Perfektionierung - mit einzelnen Lauten und Tönen beginnend und in komplexeren Textpassagen endend. Im Vordergrund steht dabei immer die Verständlichkeit beim Vorlesen und freien Sprechen. Hierzu gehört ein vertrauter Umgang mit Pinyin, der lateinischen Lautumschrift des Chinesischen.
Das Schriftsystem des Chinesischen besteht aus Schriftzeichen, die ab dem Jahr 1956 im Rahmen einer von der Regierung der Volksrepublik China durchgeführten Schreibreform eine starke Vereinfachung erfahren haben, so dass die traditionellen Langzeichen durch vereinfachte Kurzzeichen abgelöst wurden. Diese Kurzzeichen stellen die Grundlage des Chinesischunterrichts in Bayern dar. Die Schriftzeichen sind nach festgelegten Bestandteilen, den sogenannten Radikalen, geordnet. Die meisten Schriftzeichen setzen sich aus mehreren Bestandteilen zusammen, die auf die Bedeutung bzw. auf die Aussprache hinweisen.
Anhand der vermittelten Schriftzeichen eignen sich die Lerner ein Basiswissen über die Entwicklung sowie die Strukturen der Schriftzeichen an.
Sie schreiben, lesen und verstehen Texte, die in Kurzzeichen notiert sind.
Der Jahrgangsstufenlehrplan ist in fünf Lernbereiche untergliedert. Die ersten vier entsprechen den im Kompetenzstrukturmodell dargestellten Grundkompetenzen. Die „Themengebiete“ nehmen als fünfter Lernbereich eine Sonderstellung ein, da sie für die jeweilige Jahrgangsstufe die thematischen Inhalte festlegen, an denen die genannten Kompetenzen erworben werden.
Daraus ergibt sich der folgende, über alle Jahrgangsstufen identische Aufbau der Lehrpläne:
1 Kommunikative Kompetenzen
1.1 Kommunikative Fertigkeiten:
• Hör- und Hörsehverstehen
• Leseverstehen
• Sprechen
• Schreiben
• Sprachmittlung
1.2 Verfügen über sprachliche Mittel:
• Wortschatz
• Orthographie
• Grammatik
• Aussprache und Intonation
2 Interkulturelle Kompetenzen
3 Text- und Medienkompetenzen
4 Methodische Kompetenzen
5 Themengebiete
Interkulturelles Lernen ist wesentlicher Bestandteil des Chinesischunterrichts und der damit verbundenen Schülerbegegnungen, etwa im Rahmen eines Austauschs oder einer Sprachreise. Um die chinesische Lebenswelt in Tradition und Gegenwart sowie die Bedeutung der Tradition für die Gegenwart kennenzulernen und für die Verständigung zu nutzen, erhalten die Schülerinnen und Schüler einen vertieften Einblick in Alltagsthemen (z. B. Familien- und Schulalltag, Stellenwert von Bildung und Lernen, Esskultur, Freizeit und Reisen), Feste und Bräuche sowie die Geschichte und regionale Vielfalt des Landes. Ein Überblickswisssen zur chinesischen Geschichte, besonders in Bezug auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts verhilft ihnen zu einer informierten Einschätzung der chinesischen Bestrebungen, ihrem Land eine neue, stärkere Rolle in einer zunehmend globalisierten Welt zuzuweisen. Sie befassen sich in der Oberstufe auch mit dem modernen Gesellschaftssystem und seinen Grundlagen in der klassischen Philosophie, mit dem politischen System und mit wirtschaftlichen Entwicklungen. Dabei berücksichtigen sie auch historische und aktuelle Verbindungen zu Deutschland bzw. zur westlichen Welt.
Die Jugendlichen beschäftigen sich im Chinesischunterricht anhand didaktisierter authentischer Texte mit chinesischen Werken der Weltliteratur (z. B. Gedichte aus der Tang-Zeit, Erzählliteratur des 20. Jahrhunderts). Sie befassen sich aber auch mit den Werken weltberühmter zeitgenössischer chinesischer Autorinnen und Autoren sowie Filmschaffenden (z. B. Liu Cixin, Mo Yan, Zhang Yimou, Ang Lee). Sie setzen sich mit unterschiedlichen Kunstformen wie bildende Kunst, Architektur oder Kalligraphie auseinander. Die Auswahl der Themen berücksichtigt die Interessen der Jugendlichen und zielt darauf ab, sie für den Kontakt mit Chinesinnen und Chinesen sowie für Kultur und Lebensart Chinas zu sensibilisieren und sie für Gespräche über Kunst und Kultur mit dem notwendigen Überblickswissen auszustatten.