Musik
1.1 Zum Selbstverständnis des Faches Musik
Musik ist ein prägender Bestandteil aller Kulturkreise, eine Grundform menschlicher Äußerung und ein künstlerisches wie soziales Ausdrucksmittel. Musik bereitet Freude und besitzt großes Begeisterungspotenzial. Sie befriedigt die dem Menschen eigenen Bedürfnisse nach stimmlichem Ausdruck, ästhetischer Wahrnehmung und Gestaltung. Musik spricht über Gefühl und Verstand hinaus jeden Einzelnen in seiner Ganzheit an und besitzt die Kraft, Menschen im gemeinsamen Singen und Musizieren zu verbinden.
Im Leben und Umfeld von Kindern und Jugendlichen hat Musik einen hohen Stellenwert. Die altersgerechte Auseinandersetzung mit aktuellen und historischen Erscheinungen von Musik regt die Schülerinnen und Schüler zu musikalischer Aktivität an. Die Begegnung mit regionaltypischen Ausprägungen sowie unterschiedlichen ästhetischen Sichtweisen und Formen der christlich-abendländischen Musiktradition hilft beim Finden der eigenen Identität und schafft Gelegenheiten zur Teilhabe am kulturellen Leben. Das Kennenlernen von Musik anderer Kulturkreise unterstützt die jungen Menschen beim Aufbau einer auf Toleranz und Achtung basierenden Werthaltung in einer pluralistischen und multikulturellen Gesellschaft.
1.2 Beitrag des Faches Musik zur Bildung
Ästhetisches Erleben, bewusstes Hören, reflektiertes Musikverstehen und gemeinschafts-stiftendes Gestalten tragen zur allgemeinen und zur kulturellen Bildung sowie zur Persönlichkeitsentfaltung bei. Durch unterschiedliche musikalische Aktivitäten entdecken die Schülerinnen und Schüler auch individuelle Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks. Sie erleben, dass Musik machen und Musik wahrnehmen ihr Leben bereichern und einen Beitrag zu persönlichem Ausgleich und emotionaler Balance leisten kann. Gleichzeitig werden im Singen, Musizieren, Hören, Bewegen und Darstellen motorische und sprachliche Entwicklung, Konzentrationsfähigkeit, Disziplin und Ausdauer, soziales Lernen und Kreativität gestärkt. Die vielfältigen musikalischen Erscheinungsformen ermöglichen jedem jungen Menschen einen den eigenen Neigungen und Begabungen entsprechenden Zugang zu finden. Erleben und Gestalten von Musik in der Gruppe eröffnen einerseits Zugänge zu bisher unbekannten Arten von Musik. Andererseits lernen die Kinder und Jugendlichen sowohl die eigenen Möglichkeiten wie auch die der Mitschülerinnen und Mitschüler kennen und als bedeutsame Beiträge zum gemeinsamen Musikerlebnis wertzuschätzen. Dabei nimmt vor allem das eigene Gestalten eine wichtige Stellung ein, da es den Heranwachsenden die besondere Möglichkeit bietet, unterschiedliche ästhetische Perspektiven einzunehmen und diese als Grundlage zu Abgrenzung und Bewertung zu nutzen. Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf wird durch individuell abgestimmte Lernangebote oder spezifische Hilfestellungen eine lernwirksame Teilhabe am Musikunterricht eröffnet, während junge Menschen mit besonderer musikalischer Begabung gleichzeitig die Möglichkeit erhalten, ihre musikalischen Kenntnisse und Fähigkeiten in den Musikunterricht einzubringen.
1.3 Ebenen der Begegnung mit Musik
Begegnung mit und durch Musik findet stets auf unterschiedlichen Ebenen statt: Musikalisches Handeln, emotional geprägtes Erleben und bewusstes Durchdringen von Musik ergänzen sich und bilden gemeinsam die Grundlage für ästhetische Erfahrungen und die Entwicklung musikbezogener Werthaltungen. Sie bieten den Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten, musikalische Kompetenzen aufzubauen und anzuwenden und unterstützen somit die Identitätsfindung in einer globalisierten Gesellschaft.
Dabei nimmt der Musikunterricht auf die unterschiedlichen Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler Bezug, greift praktische Erfahrungen und musikalische Präferenzen auf und öffnet bisher unbekannte musikalische Erfahrungsfelder. Gleichzeitig bildet die Auseinandersetzung mit Musik unterschiedlicher Stile, Zeiten und Funktionen die Grundlage für ein erfülltes musikalisches Leben über die Schulzeit hinaus.
1.4 Musik im Unterricht und Schulleben der Realschule
Im Musikunterricht der Realschule werden den Schülerinnen und Schülern musikalische Inhalte im gegenseitigen Wirkverhältnis von theoretischen Grundlagen und deren Anwendung in musikpraktischen Aktivitäten erfahrbar gemacht. Durch aktives Musizieren steigern die Heranwachsenden unter anderem Selbstwertgefühl und Sozialkompetenz. Die vielfach eingeführten Musikklassen in den Jahrgangsstufen 5 und 6 leisten einen großen Beitrag zur instrumentalen und vokalen Ausbildung. Ferner knüpfen die Kinder und Jugendlichen an musikalische Vorerfahrungen aus dem Primarbereich und der Freizeit an, erweitern diese und gelangen so zu neuen musikalischen Erlebnissen. Durch regelmäßige Konzerterlebnisse können sie Konventionen musikalischer Szenen einordnen, damit selbstverständlich umgehen und diese Erfahrungen in ihrem späteren Leben nutzen. Von besonderer Bedeutung ist das kultiviert-korrekte Singen und das konzentrierte, verantwortungsbewusste Musizieren in der Gemeinschaft: In Verbindung mit musiktheoretischen Grundlagen entwickeln die Schülerinnen und Schüler ästhetisches Empfinden und können dieses begründet darlegen. Ferner nähern sie sich in strukturierter und überblickender Art und Weise der Musikgeschichte an, festigen ihr Verständnis für diese Zusammenhänge und erhalten so einen Überblick über musikgeschichtliche Entwicklungen und Stile, wobei Klassische und Populäre Musik eine gleichberechtigte Gewichtung erfahren. In den einzelnen Jahrgangsstufen wird Musikgeschichte nicht nur im Kontext einer bestimmten Epoche erschlossen, vielmehr soll den Schülerinnen und Schülern ein tieferer Zugang zur Musikhistorie ermöglicht werden, indem sie auch gattungsgeschichtliche Entwicklungen nachvollziehen. Dadurch werden die Schülerinnen und Schüler angeregt und befähigt, sich Musik und ihre Begleiterscheinungen auch außerhalb der Schule selbständig zu erschließen und sie in einem gesellschaftlich-historischen Gesamtkontext zu verorten.
Musik hat einen festen Platz im Schulalltag und Schulleben an Realschulen, ist durch fächerübergreifendes Arbeiten auch in Projekten mit anderen Fächern vernetzt und kann einen wichtigen Beitrag zur Profilbildung leisten. Dazu gehören regelmäßiges Singen und praktisches Musizieren im Klassenverband, das Vertiefen individueller musikalischer Fähigkeiten und Fertigkeiten in Neigungsgruppen (z. B. Schulband, Schulchor, Musikklasse) und das musikalische Gestalten von Schulveranstaltungen, Konzerten und Gottesdiensten. Eine Kooperation mit außerschulischen Partnern sowohl im weltlichen als auch im religiösen Bereich (z. B. örtlicher Musikverein, Musikschule, Gemeindearbeit) – kann die musikalische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen bereichern und Musik als wichtigen Bestandteil ihres Lebens auch in ihrer Freizeit etablieren.
In der Präsentation musikalischer Ergebnisse erfahren die Schülerinnen und Schüler Anerkennung für konzentrierte Vorbereitungsarbeit und musikalische Disziplin. Das Erleben von Erfolg und Stolz auf die eigene Leistung, künstlerische Selbstwirksamkeit und soziale Integration tragen entscheidend zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung bei. Gleichzeitig leistet Musik über Unterricht und Schulleben hinaus einen zentralen Beitrag zur Öffnung von Schule. Der durch Musik gestiftete Kontakt zu benachbarten Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie zu religiösen und öffentlichen Kulturstätten erweitert den künstlerischen und sozialen Horizont der jungen Menschen und regt sie zu eigenem Engagement an. Zudem setzen sich die Schülerinnen und Schüler auch mit pädagogischen und therapeutischen Ansätzen in der Musik auseinander. Der Musikunterricht der Realschule hat einen Blick auf moderne Entwicklungen und Veränderungen. So erleben Schülerinnen und Schüler die Vielfalt an Musikmedien sowie technischem Equipment, setzen sich damit auseinander und werden zur sinnvollen und rechtlich einwandfreien Nutzung angeleitet.
In der Schwerpunktausrichtung des Faches Musik als Abschlussprüfungsfach im Zweig IIIb an Musischen Realschulen bilden Musikklassen in den Jahrgangsstufen 5 und 6 eine breite musikalische Basis. In dieser Ausbildungsrichtung setzen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Hauptfachinstrument, in dem sie wöchentlich 0,5 Wochenstunden Einzelunterricht erhalten, auseinander und entwickeln so spieltechnische Fertigkeiten und künstlerisches Ausdrucksvermögen. Damit bringen sie sich zudem in Ensembles ein, wodurch soziale Kompetenzen gefördert und den Jugendlichen eine Perspektive zum Muszieren auch nach der Schulzeit geboten wird. Praktische und theoretische Leistungsnachweise fordern von den Schülerinnen und Schülern eine mannigfaltige und vielschichtige Auseinandersetzung mit Musik, welche mit drei Wochenstunden gewährleistet ist. So bildet die im Kontext betrachtete Auseinandersetzung mit musikgeschichtlichen Entwicklungen und musikalischen Formen der Klassischen und Populären Musik eine solide Allgemeinbildung, welche das Fundament für die Fortführung der schulischen Bildung bzw. beruflichen Ausbildung im Fach Musik bildet.
Zudem bietet der Musikunterricht auch die notwendige Voraussetzung zur beruflichen Orientierung vor allem auch im sozialen Bereich und setzt seinen Schwerpunkt auf die Ausbildung von Alltagskompetenzen mit lebensweltlichem Bezug. So wird in der Musiktheorie stets auf die Anwendung geachtet, sodass die Schülerinnen und Schüler Basiskenntnisse in der Liedbegleitung entwickeln und dazu befähigt werden, Musikgruppen im gemeinsamen Singen und Musizieren anzuleiten und kleine Arrangements zu erstellen. Ferner setzen sich die Schülerinnen und Schüler auch mit pädagogischen, psychologischen wie auch therapeutischen Ansätzen in der Musik auseinander und erhalten so weitere Impulse für die Möglichkeiten im Hinblick auf die spätere Berufswahl.
2.1 Kompetenzstrukturmodell
Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Musik bildet die Grundlage der Fachlehrpläne für Grund- und Mittelschulen sowie für Realschulen und Gymnasien mit und ohne musische Ausbildungsrichtung. Es weist prozessbezogene Kompetenzen (äußerer Ring) und Gegenstandsbereiche aus, die alters- und schulartspezifisch gewichtet werden. So stehen im Musikunterricht der Realschule vor allem praktische und handlungsorientierte Zugänge im Zentrum.
2.2 Prozessbezogene Kompetenzen
Die zentralen Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler im Musikunterricht erwerben, berücksichtigen handlungs-, gefühls- und wissensgeleitete Begegnungen mit Musik.
Die prozessbezogenen Kompetenzen sind eng miteinander verbunden: So kann das Analysieren und Einordnen von Musik erst auf der Grundlage von Wahrnehmen und Erleben stattfinden. Kompetentes musikalisches Gestalten und Präsentieren setzen Wahrnehmen, Reflektieren und Kommunizieren voraus und werden durch das Einordnen in einen größeren historischen oder systematischen Zusammenhang zur nachhaltigen Erfahrung.
Wahrnehmen und erleben
Unterricht in Musik bietet Raum für die individuelle Entwicklung des sinnlichen Wahrnehmens von Musik, insbesondere des Hörens. Die Schülerinnen und Schüler ergänzen kontinuierlich das spontane emotionale Aufnehmen von Musik durch zunehmend differenzierendes Hören. Die Begegnung mit Musik in vielfältigen praktischen Erscheinungsformen wie Gesang, Instrumentalspiel, Tanz oder Theater ermöglicht ein umfassendes Erleben künstlerischen Ausdrucks, das Erschließen persönlicher Bedeutungen und die Ausbildung begründeter Haltungen.
Reflektieren und kommunizieren
Im Reflektieren und Kommunizieren über Musik erkennen die Schülerinnen und Schüler eigene und andere Vorlieben und versprachlichen musikalische Eindrücke. Dabei verstehen und gebrauchen sie ein zunehmend differenziertes Fachvokabular, mit dem sich musikalische Erscheinungsformen sachgerecht und eindeutig beschreiben lassen.
Gestalten und präsentieren
Die Möglichkeit kreativen Gestaltens bietet sich den Schülerinnen und Schülern in den musischen Fächern in besonderem Maße. Sie nutzen vielfältige Fähigkeiten des produktiven und reproduktiven Umgangs mit Musik, denken über beabsichtigte und erzielte Wirkungen von musikalischen Ideen nach und erleben die Reaktion des Publikums auf ihre künstlerischen Darbietungen.
Analysieren und einordnen
In der Analyse von Musikstücken erkennen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Elemente, regelhafte Strukturen und künstlerisch-individuelle Besonderheiten musikalischer Werke. Sie erleben Musik unterschiedlicher Stile und ordnen sie anhand ihrer Merkmale in altersgemäßer Weise in historische, systematische oder funktionale Zusammenhänge ein.
2.3 Gegenstandsbereiche
Wie die prozessbezogenen Kompetenzen sind auch die verschiedenen Gegenstandsbereiche im Musikunterricht untrennbar miteinander verbunden: Wissen über musiktheoretische und kulturelle Zusammenhänge schlägt sich beim praktischen Umgang mit Musik als ästhetische Erfahrung nieder.
Im Rahmen des Musikunterrichts erleben die Schülerinnen und Schüler auch Ausprägungen von Musik, die über ihre Alltagserfahrungen hinausgehen und ihnen dadurch Einblicke in bislang unbekannte ästhetische Erscheinungen ermöglichen. Aus vorbewusster subjektiver Empfindung finden die Kinder und Jugendlichen zu eigenen Haltungen und persönlichen Werturteilen und entwickeln ihre individuellen Präferenzen weiter. Im Austausch und der Reflexion über eigene und andere Wahrnehmungen musisch-künstlerischer Darbietungen eröffnen sich den Schülerinnen und Schülern neue ästhetische Sichtweisen.
Im Strukturmodell beziehen sich alle Prozesskompetenzen auf sämtliche Gegenstandsbereiche: So geht es für die Schülerinnen und Schüler beispielsweise darum, eigene und fremde Formen musikalischer Praxis wahrzunehmen und zu erleben, zu reflektieren und darüber zu kommunizieren sowie zu analysieren und einzuordnen. Gleichermaßen nähern sich die Kinder und Jugendlichen musiktheoretischen Grundlagen (z. B. dem Aufbau von Dreiklängen), kulturgeschichtlichen Zusammenhängen (z. B. Hintergründen von Musik einer bestimmten Zeit) sowie eigenen und anderen ästhetischen Erfahrungen.
3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Musik
Die Kompetenzerwartungen und Inhalte des Fachlehrplans Musik sind in vier Lernbereiche gegliedert:
- Sprechen – Singen – Musizieren
- Musik – Mensch – Zeit
- Bewegung – Tanz – Szene
- Musik und ihre Grundlagen
Je nach Lerngegenstand werden die einzelnen Kompetenzerwartungen und Inhalte der Lernbereiche im Unterricht aufeinander bezogen und miteinander verknüpft. So wird beispielsweise ein Lied von den Schülerinnen und Schülern gesungen und musiziert, thematisch oder geschichtlich eingeordnet, szenisch gestaltet und anhand seiner musikalischen Merkmale untersucht.
In Kapitel 4 des LehrplanPLUS sind zu den Kompetenzerwartungen jedes Lernbereichs jeweils Inhalte ausgewiesen; diese sind in entsprechender Reihenfolge angeordnet. Geht aus der Kompetenzerwartung der dazugehörige Inhalt bereits eindeutig hervor, wurde auf eine weitere explizite Nennung verzichtet. Unverbindliche Inhalte sind stets mit „z. B.“ aufgeführt, Aufzählungen mit Komma bzw. „und“ weisen mehrere verbindliche Inhalte oder Kompetenzen aus. Die Formulierung „oder“ verdeutlicht eine Wahlmöglichkeit zwischen den angegebenen Inhalten. Verbindliche Fachbegriffe sind kursiv gesetzt.
Die Kompetenzerwartungen beziehen sich auf das Ende der jeweiligen Jahrgangsstufe. Die Inhalte, anhand derer die Kompetenzen erworben werden sollen, orientieren sich an Alter und Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler sowie an musikalisch-fachlichen Aspekten (z. B. angemessener Tonumfang von Liedern, exemplarische Bedeutung von musikalischen Werken). Ebenso werden fächerübergreifende Bezüge, Relevanz und Umsetzbarkeit der Inhalte im Musikunterricht der Realschule beachtet. Die besondere Situation des Musikunterrichts in der Realschule besteht darin, dass nur in den Jahrgangsstufen 5 bis einschließlich 9 eine für alle Klassen verbindliche Musikbildung durch die Stundentafel festgelegt ist, während in der Jahrgangsstufe 10 nur der Zweig IIIb Musikunterricht erhält. Deswegen wurde die Konzeption so angelegt, dass eine umfassende und als abgeschlossen zu betrachtende Musikbildung mit Ende der Jahrgangsstufe 9 erfolgt sein muss, während in der Jahrgangsstufe 10 vertiefende Inhalte integriert sind und eine zusätzliche Wahlmöglichkeit für ein spezielles, auch fächerübergreifendes Projektthema verankert ist.
4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
Das Fach Musik bietet zahlreiche Möglichkeiten für fächerübergreifendes Arbeiten. Eine enge Verbindung besteht zwischen den Fächern Musik und Deutsch, Musik und Kunst, Musik und Sport. So bietet die Übertragung von Höreindrücken in sprachliche, bildnerische oder körperliche Darstellungsformen und umgekehrt verschiedene Möglichkeiten des aktiven Musikhörens. Sie ebnen den Kindern und Jugendlichen den Weg zum vertieften ästhetischen Erleben und prägen die ästhetische Erfahrung sowie den Aufbau eines künstlerischen Selbst- und Gestaltungsbewusstseins der Schülerinnen und Schüler über die gesamte Zeit an der Realschule hinweg. Durch einen sprachsensiblen und die Fachsprache entwickelnden Unterricht werden für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler die sprachlichen Voraussetzungen für gelingendes Lernen und erfolgreichen Kompetenzerwerb geschaffen.
Im Lernbereich Sprechen – Singen – Musizieren ergeben sich häufig inhaltliche Verbindungen zu anderen Fächern: Lieder und Sprechstücke mit deutschsprachigem (Deutsch) oder fremdsprachigem Text (z. B. Englisch, Französisch), Lieder mit religiösen oder sozialen Themen (Katholische bzw. Evangelische Religionslehre, Ethik) oder Bewegungslieder (Sport). Ebenso weist der Lernbereich Musik – Mensch – Zeit zahlreiche Zusammenhänge verschiedener Fächer auf: Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, geschichtlichen, geographischen und ästhetischen Aspekten im musikhistorischen Kontext zeigt den Schülerinnen und Schülern Wege zum ganzheitlichen Lernen (Musik, Deutsch, Geschichte, Katholische bzw. Evangelische Religionslehre, Ethik). Der Lernbereich Bewegung – Tanz – Szene eröffnet vielfältige Gelegenheiten zum fächerübergreifenden Umgang mit der Musik: Beim Gestalten von Choreografien und Spielszenen erleben die Heranwachsenden das Zusammenwirken vieler Fachinhalte im projektorientierten Arbeiten (Musik, Deutsch, Kunst, Sport, Geschichte). Im Bereich Musik und ihre Grundlagen ergeben sich fächerübergreifende Bezüge beispielsweise im Zusammenhang mit der stimmlichen Entwicklung (Biologie) oder bei der Auseinandersetzung mit modernen Medien (IT).
In den Jahrgangsstufen 7 bis 9 weist der Fachlehrplan jeweils den optionalen Lernbereich Bilingualer Sachfachunterricht aus, der nur für Schülerinnen und Schüler relevant ist, die an ihrer Schule am Bilingualen Sachfachunterricht im Fach Musik teilnehmen. Die Kompetenzerwartungen und Inhalte des optionalen Lernbereichs vertiefen die im Fachlehrplan verankerten Kompetenzerwartungen und Inhalte der anderen Lernbereiche in derselben Jahrgangsstufe, da die Verwendung einer Fremdsprache als Arbeitssprache u. a. ein differenziertes Verständnis anderer Kulturen ermöglicht und neue Perspektiven eröffnet.
5 Beitrag des Faches Musik zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
Das Fach Musik leistet einen umfassenden Beitrag zu folgenden fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen:
Kulturelle Bildung
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln das in der Grundschule erworbene kulturelle Bewusstsein weiter, indem sie die künstlerische Leistung Musikschaffender in ihren jeweiligen kulturellen und historischen Kontext einordnen und die Bedeutung von Musik als kreatives und künstlerisches Ausdrucksmittel in einer sich stetig wandelnden Gesellschaft wahrnehmen und reflektieren. Sie nehmen bewusst verschiedene musikästhetische Perspektiven wahr und ordnen sie zeitlich und stilistisch ein. Durch das Hören und das musikpraktische Erleben erfahren und begreifen die Schülerinnen und Schüler Musik als ein zentrales Mittel der Kulturerschließung und des künstlerischen Ausdrucks: Es gibt ihnen Aufschluss über die Wurzeln und Hintergründe ihrer eigenen wie auch fremder Kulturen und vermittelt tiefer gehende Einblicke in deren jeweilige Ausdrucksformen. Die eigene kulturelle Identität in einer globalisierten Welt zu entdecken, zu erfahren, zu beschreiben und immer wieder neu zu definieren ist wesentlicher Bestandteil von Selbstkompetenz.
Interkulturelle Bildung
Die Schülerinnen und Schüler leben in einer pluralistischen Gesellschaft, deren Individuen immer häufiger durch unterschiedliche kulturelle Anteile geprägt sind. Interkulturelle Bildung im Musikunterricht trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe verschiedener ethnischer Gruppen die kulturelle Vielfalt in der Gesellschaft identifizieren und als bereichernd erleben. Der Unterricht trägt dazu bei, diese Vielfalt im Hinblick auf die eigene Identitätsfindung zu reflektieren und, wo Jugendliche aufgrund ihrer Herkunft selbst davon betroffen sind, ggf. miteinander zu verbinden. Musikunterricht besitzt eine Orientierungsfunktion, weil er dazu beiträgt, dass Schülerinnen und Schüler kulturelle Ressourcen als Identifikationsangebote erkennen und im Sinne transkultureller Persönlichkeitsbildung mehrere Kulturen in ihre eigene Identität integrieren können.
Sprachliche Bildung
Die artikulierte und melodisch gestaltete Lautbildung beim Singen unterstützt den Prozess des Spracherwerbs in gebundenen Sprachformen des Deutschen wie im Bereich der Fremdsprachen. Das reflektierte Sprechen über Musik erweitert den aktiven Wortschatz und die Ausdrucksfähigkeit auch hinsichtlich der Anwendung eines angemessenen Fachvokabulars. Im aktiven und experimentellen Umgang mit Sing- und Sprechstücken erfahren die Jugendlichen kreative Aspekte von Sprache und wenden diese selbsttätig an.
Soziales Lernen
Im Klassenmusizieren wie in einem Ensemble gestalten und erleben die Schülerinnen und Schüler motivierende Ergebnisse musikalischer Zusammenarbeit. Beim gemeinsamen Musizieren müssen die Jugendlichen aufeinander hören und musikalisch kommunizieren sowie ihre eigenen Fähigkeiten verantwortlich gegenüber dem Gesamtergebnis einbringen. Öffentliche Aufführungen setzen prägende Impulse für die Entwicklung der jugendlichen Persönlichkeit.
In leistungsdifferenzierenden Sozial- und Arbeitsformen des Musikunterrichts stellen Schüler-Experten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten anderen Jugendlichen zur Verfügung und gestalten den Kompetenzerwerb verantwortlich mit. Projekte gewährleisten Freiräume, in denen Schülerinnen und Schüler als Mitglieder leistungs- und interessenbasierter Arbeitsgruppen individuelle Fähigkeiten einbringen können.
Medienbildung/Digitale Bildung
Die Schülerinnen und Schüler gehen mit verschiedenen Tonaufnahmen und Tonträgern um, rufen Musik und musikbezogene Information von analogen und digitalen Quellen ab und setzen sich mit Vor- und Nachteilen sowie rechtlichen Aspekten im Umgang mit medial transportierter Musik kritisch und bewusst auseinander. Sie schärfen damit einen kritischen Blick auf Medieninhalte und werden zunehmend fähig zu einer kritischen Auswahl und Bewertung musikalisch-medialer Angebote. Im Herstellen medialer Musikprodukte mit den aktuellen technischen Möglichkeiten modellieren und präsentieren Jugendliche eigene kreative Ausdrucksweisen. Über die Auseinandersetzung mit neu entstehenden, kreativen Medienberufen lernen Jugendliche eine Vielzahl beruflicher Perspektiven kennen.
Werteerziehung
Die Jugendlichen wenden verschiedene Methoden des Wertens und Urteilens in musikalischen Zusammenhängen an und entwickeln ihr Urteilsvermögen aufgrund des reflektierten Abwägens von Wert- und Sachurteilen. In der Betrachtung kulturell verschiedener Ausdrucksformen sowie eigener und anderer musikalischer Vorlieben entwickeln sie eine tolerante Haltung gegenüber Entscheidungen und Präferenzen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler wie auch anderer Mitglieder der Gesellschaft. Schließlich erleben sie Musik in ihrer Vielfalt als wertvollen Bestandteil ihres Lebens, da diese auch Orientierung und Wertebewusstsein vermitteln kann.