Moderne Fremdsprachen
1.1 Sprachenvielfalt in Europa und der Welt
Interkulturelle Kommunikations- und Handlungskompetenzen sind für die internationale Verständigung in der global vernetzten Welt von heute eine Grundvoraussetzung. Sowohl im europäischen Sprach- und Kulturraum als auch auf globaler Ebene hat das Erlernen von Fremdsprachen völkerverbindende und identitätsstiftende Funktion. Für erfolgreiches Handeln in der Fremdsprache sind sowohl fundierte sprachliche Kenntnisse und Fertigkeiten als auch eine auf Offenheit und Toleranz basierende Haltung unabdingbar. Durch den Erwerb von Fremdsprachen bereiten sich die Schülerinnen und Schüler auf die reale multikulturelle Lebenswelt vor, in der Achtung und Verständnis für kulturelle Unterschiede hohe Werte darstellen. Der moderne Fremdsprachenunterricht in den Fächern Englisch, Französisch, Spanisch und Tschechisch an der Realschule trägt dem Rechnung, indem er sowohl kommunikative, interkulturelle und methodische Kompetenzen als auch Text- und Medienkompetenzen fördert. Aufgabe ist es, die Schülerinnen und Schüler zu einem lebenslangen Sprachenlernen zu motivieren und sie durch den Erwerb einer oder mehrerer Fremdsprachen zu befähigen, sich auch im internationalen Kontext erfolgreich zu verständigen. Die Bildungsstandards für den Mittleren Bildungsabschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) sowie der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen liefern dabei wertvolle Impulse für die mehrdimensionale und über die Schulzeit hinausreichende kompetenzorientierte Ausrichtung des vorliegenden Lehrplans.
1.2 Beitrag zur Bildung und Persönlichkeitsentwicklung
Der Fremdsprachenunterricht an der Realschule legt besonderen Wert auf die Anleitung zu selbständigem Lernen und die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler zu offenen, kommunikationsfähigen jungen Menschen, die ihre sprachlichen Kenntnisse nutzen, um im alltäglichen und beruflichen Kontext zu kommunizieren. Die Erfahrung, in vielfältigen Kommunikationssituationen erfolgreich sprachlich handeln zu können und den eigenen Lernprozess aktiv mitzugestalten, wirkt sich positiv auf das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler aus und bereitet sie auf zukünftige schulische, berufliche und gesellschaftliche Herausforderungen vor.
Beim Fremdsprachenerwerb erschließen sich die Lernenden sowohl neue sprachliche Systeme als auch neue Kulturräume. Dadurch werden nicht nur kontinuierlich Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Sorgfalt gefördert, sondern auch die Fähigkeit, Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen. Im Fremdsprachenunterricht lernen die Realschülerinnen und Realschüler die Traditionen und Lebensformen anderer Sprachgemeinschaften kennen, vergleichen sie mit denen ihres eigenen Lebensbereiches und werden sich dadurch der Gemeinsamkeiten und Unterschiede bewusst. Sie entwickeln ein Verständnis für die mit diesen Sprachen verbundenen Menschen und Kulturen sowie die Fähigkeit, mit anderen Normen und Wertvorstellungen offen und tolerant umzugehen. Sie hinterfragen eigene sowie fremde Sichtweisen kritisch und relativieren ggf. eigene Einstellungen. Dadurch gelangen sie zu einer Haltung, die ihnen neue soziale Kontakte und Chancen sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene ermöglicht.
Im Sinne einer ganzheitlichen Bildung lernen die Schülerinnen und Schüler an der Realschule Englisch und ggf. eine weitere Fremdsprache (Französisch, Spanisch, Tschechisch). Sie erfassen die Inhalte authentischer fremdsprachlicher Texte und drücken sich sowohl mündlich als auch schriftlich differenziert aus, indem sie z. B. ihre eigene Meinung und persönliche Erfahrungen wiedergeben. Die Schülerinnen und Schüler wenden kognitive und metakognitive Lernstrategien (z. B. zur Erschließung von Wortschatz) an und erkennen sprachliche Gesetzmäßigkeiten, was auch das Erlernen weiterer Fremdsprachen unterstützen und bereichern kann. Der Erwerb einer oder mehrerer Fremdsprachen eröffnet Realschülerinnen und Realschülern den Zugang zu weiteren Bildungsangeboten und trägt maßgeblich zum Prozess des lebenslangen Lernens bei.
1.3 Wesensmerkmale des Unterrichts in den Modernen Fremdsprachen
Der Unterricht in den Modernen Fremdsprachen an der Realschule verfolgt einen kommunikativen Ansatz und ist kompetenzorientiert. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zur Bewältigung lebensweltlicher Kommunikationssituationen in der Fremdsprache zu befähigen. Damit die Schülerinnen und Schüler sprachlich erfolgreich handeln können, muss Wissen aufgebaut, müssen Fähigkeiten ausgebildet und Fertigkeiten sowie die Bereitschaft zur Kommunikation entwickelt werden. Da im kompetenzorientierten Unterricht die Bewältigung von realen Kommunikationssituationen im Fokus steht, wird den Schülerinnen und Schülern der Sinn und die Bedeutung des Fremdsprachenlernens bewusst, d. h. sie begreifen, wozu sie bestimmte Inhalte und sprachliche Mittel lernen. Internationale Kontakte sowohl im eigenem Land als auch im Ausland, Projekte und Schulpartnerschaften sowie Studienfahrten können den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten der Begegnung mit Menschen aus anderssprachigen Ländern bieten, wobei sie ihre Kompetenzen in realen Situationen erproben und vertiefen können.
Die Fremdsprache wird im modernen Fremdsprachenunterricht von Beginn an als glaubwürdiges Mittel zur Kommunikation eingesetzt, was in der Einsprachigkeit des Unterrichts zum Ausdruck kommt. Um Gespräche im Klassenzimmer verstehen und sich in angemessener Weise daran beteiligen zu können, ist es notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler von Beginn an über die dafür nötigen Redemittel verfügen.
Charakteristisch für die Modernen Fremdsprachen ist der kontinuierliche Kompetenzerwerb, wobei die Kompetenzen aufeinander aufbauen und im Laufe des Spracherwerbsprozesses vertieft und erweitert werden. Die kommunikativen Grundkenntnisse und Grundfertigkeiten in den Bereichen des Hörens, Lesens, Sprechens, Schreibens und der Sprachmittlung werden in einem organischen Lernprozess stetig vertieft und erweitert. Die Funktionalität der Sprache steht im Vordergrund, Grammatik wird zum Zwecke der Bewältigung bestimmter Sprachhandlungen vermittelt. Der Wortschatz als Grundlage der Kommunikation wird systematisch erweitert. Der Vermittlung von Lernstrategien (z. B. zur Erschließung und Strukturierung von Wortschatz) und der Reflexion des eigenen Lernprozesses wird dabei großer Wert beigemessen. Die Schülerinnen und Schüler lernen landeskundliche und interkulturelle Inhalte sowie grammatikalische Strukturen und lexikalische Einheiten anhand von altersgemäßen, aktuellen Themen und authentischem, ggf. didaktisiertem Sprachmaterial visueller und audiovisueller Art kennen. Aufgaben sind in einen sinnvollen und authentischen Kontext eingebettet und orientieren sich an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Regelmäßiges Üben und individuelles Wiederholen sind dabei für den nachhaltigen Lernerfolg unerlässlich.
Das Anforderungsniveau des Unterrichts in den einzelnen Jahrgangsstufen orientiert sich jeweils an den Bildungsstandards für den Mittleren Bildungsabschluss der KMK sowie an den Niveaustufen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Zur Organisation der lexikalischen und grammatischen Progression ist eine Orientierung des Unterrichts an den zugelassenen Lehrwerken vorgesehen; das Lehrbuch ist jedoch nicht dem Lehrplan gleichzusetzen. Vom ersten Lernjahr an sollen neben dem Lehrwerk aktuelle Themen und authentische, ggf. didaktisierte Texte in den Unterricht integriert werden.
Die Leistungsmessung im Fremdsprachenunterricht bezieht von Beginn an alle Kompetenzbereiche mit ein, wobei der Fokus auf der Überprüfung der kommunikativen Fertigkeiten liegt. Es können dabei in einzelnen Leistungsnachweisen Schwerpunkte gesetzt werden, über das Schuljahr hinweg werden jedoch alle Kompetenzbereiche berücksichtigt. Aufgaben zur Leistungsmessung sind dabei in authentische kommunikative Situationen eingebettet und bilden realistische Kontexte der Sprachverwendung ab, in denen die Schülerinnen und Schüler unter Beweis stellen, dass sie bestimmte Kommunikationssituationen bewältigen können. Die Bewertung komplexer sprachlicher Leistungen erfolgt kriterienorientiert. Transparenz bezüglich der gestellten Anforderungen sowie der Bewertungskriterien trägt maßgeblich dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Lernen entsprechend strukturieren und die Rückmeldungen zu ihrem Lernfortschritt für ihr weiteres Lernen umsetzen können.
Mit Blick auf eine zunehmend heterogene Schülerschaft – Spiegel einer Gesellschaft, in der die Mehrsprachigkeit eine wesentliche Rolle spielt – kommt der Berücksichtigung individueller Sprachbiografien im Fremdsprachenunterricht eine große Bedeutung zu. Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler werden durch einen sprachsensiblen Unterricht beim erfolgreichen Kompetenzerwerb unterstützt.
2.1 Kompetenzstrukturmodell
Das Kompetenzstrukturmodell für die Modernen Fremdsprachen an der Realschule orientiert sich an den Bildungsstandards für die erste Fremdsprache für den Mittleren Schulabschluss (2003). Es bildet die kompetenzorientierte Ausrichtung des Fremdsprachenunterrichts ab und umfasst Fertigkeiten, Einstellungen und Wissen.
Die systematische Entwicklung von Kompetenzen, die erfolgreiches kommunikatives Handeln in fremdsprachlichen Situationen gewährleisten, erfolgt in vier Kompetenzbereichen: Kommunikative Kompetenzen, Text- und Medienkompetenzen, Interkulturelle Kompetenzen und Methodische Kompetenzen. Alle vier Kompetenzbereiche greifen ineinander und werden punktuell je nach Schwerpunktsetzung im Unterricht unterschiedlich gewichtet.
Kommunikative Kompetenzen
Zu den Kommunikativen Kompetenzen gehören die Kommunikativen Fertigkeiten und das Verfügen über sprachliche Mittel.
Kommunikative Fertigkeiten
Die Kommunikativen Fertigkeiten Hör- und Hörsehverstehen, Lesen, Sprechen, Schreiben und Sprachmittlung sind unabdingbar für eine erfolgreiche fremdsprachliche Kommunikation. Im Fremdsprachenunterricht der Realschule stehen daher mündliche und schriftliche, produktive und rezeptive Fertigkeiten gleichberechtigt nebeneinander. Der Erwerb der Fremdsprache erfolgt in der praktischen Anwendung, wobei von Beginn an ihre realitätsnahe, handlungsorientierte, situationsadäquate und adressatenbezogene Verwendung im Vordergrund steht. Die Schülerinnen und Schüler lernen, die Fremdsprache in vielfältigen Situationen des privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Lebens zu verstehen und erfolgreich anzuwenden. Dabei reflektieren sie sowohl den eigenen Sprachgebrauch als auch ihren individuellen Lernprozess.
Verfügen über sprachliche Mittel
Als unverzichtbare Basis für die zielorientierte Anwendung der Kommunikativen Fertigkeiten verfügen die Schülerinnen und Schüler über die der jeweiligen Niveaustufe entsprechenden Kenntnisse in den Bereichen Grammatik, Wortschatz, Orthographie, Aussprache und Intonation. Diese werden stets in Verschränkung mit den Kommunikativen Fertigkeiten erworben, sind also kein Selbstzweck, sondern stehen im Dienste der Kommunikation.
Im Fremdsprachenunterricht der Realschule erwerben die Schülerinnen und Schüler ein breites Spektrum an themenbezogenem Wortschatz. Darüber hinaus eignen sich die Lernenden einen interessensbezogenen, individuellen Wortschatz selbst an. Der rezeptive Wortschatz ist umfangreicher als der im Fachlehrplan festgelegte produktiv verfügbare. Durch den Umgang mit authentischen Texten mit unbekanntem Sprachmaterial und die Anwendung von Erschließungsstrategien wird der rezeptive Wortschatz stetig erweitert. Die Schülerinnen und Schüler schreiben den produktiven Wortschatz orthographisch korrekt und achten bei der Sprachanwendung auf sprachliche Richtigkeit.
Bei der Vermittlung der Grammatik steht der funktionale, kommunikative Aspekt deutlich im Vordergrund. Die Lernenden werden dazu befähigt, die Fremdsprache den jeweiligen Kommunikationsbedürfnissen entsprechend korrekt anzuwenden.
Die Schülerinnen und Schüler der Realschule erwerben eine weitgehend korrekte Aussprache und Intonation, wobei von Anfang an auf Verständlichkeit großer Wert gelegt wird.
Interkulturelle Kompetenzen
Durch die Beschäftigung mit den Themengebieten der jeweiligen Jahrgangsstufe erwerben die Schülerinnen und Schüler soziokulturelles Orientierungswissen und entwickeln auf dieser Basis Interkulturelle Kompetenzen. Dabei erfolgt der Kompetenzerwerb über den Dreischritt „Wissen – Verstehen – Verständigung“, d. h., die Schülerinnen und Schüler nehmen kulturelle Differenz nicht nur wahr, sondern sie lernen offen und tolerant damit umzugehen. Sie entwickeln Verständnis für fremde Sicht- und Lebensweisen und reflektieren fremde und eigene Einstellungen kritisch. Dadurch und mithilfe passender Kommunikationsstrategien und Interaktionsregeln gelingt es ihnen, interkulturelle Begegnungssituationen erfolgreich zu bewältigen.
Text- und Medienkompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Sinne eines offenen Textbegriffes mit einer großen Bandbreite von auditiven, audiovisuellen und visuellen Texten. Neben deren Inhalt nehmen sie deren Aufbau und Gestaltungsmittel bewusst wahr und nutzen diese Erkenntnisse auch für die Erstellung eigener Texte. Vom ersten Lernjahr an entwickeln sie beim Umgang mit unterschiedlichen Texten Freude am Lesen und an der kreativen Gestaltung eigener Texte in der Fremdsprache. Im Umgang mit Medien entwickeln sie ein Bewusstsein über deren Wirkung.
Methodische Kompetenzen
Die Methodischen Kompetenzen umfassen Strategien für den Ausbau der Sprachkenntnisse und für die Herausbildung von Sprachlernkompetenz als Grundlage für lebenslanges Sprachenlernen. Die Schülerinnen und Schüler nutzen Hilfsmittel und Medien bewusst zur Festigung und selbständigen Erweiterung erworbener Kenntnisse, wenden geeignete Sprachlernstrategien an und greifen auch auf die ihnen bereits bekannten Sprachen (Deutsch, ggf. andere Muttersprache, bereits gelernte Fremdsprachen) zurück.
3 Aufbau des Fachlehrplans in den Modernen Fremdsprachen
Die Lehrpläne der Modernen Fremdsprachen, die an der Realschule unterrichtet werden, setzen sich zusammen aus dem Fachbereichsprofil Moderne Fremdsprachen sowie dem Fachprofil, den Grundlegenden Kompetenzen und den Jahrgangsstufenlehrplänen der jeweiligen Sprache. Der Aufbau des Jahrgangsstufenlehrplans wird fachspezifisch im jeweiligen Fachprofil erläutert.
4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
Der Fremdsprachenunterricht findet nicht isoliert statt, sondern ist fächerübergreifend wirksam – sowohl über die Sprachen hinweg als auch in Verbindung mit Sachfächern. Er ermöglicht vielfältige Verbindungen zu anderen Fächern, indem er dort behandelte Themen und Inhalte aufgreift, unter einem anderen Blickwinkel betrachtet und dadurch vertieft. Ebenso können interkulturelle Elemente aus dem Fremdsprachenunterricht in fächerverbindende Unterrichtseinheiten oder Projekte einfließen.
Der Abstimmung zwischen den Fächern Englisch, Deutsch und der zweiten angebotenen Fremdsprache (Französisch, Spanisch, Tschechisch) kommt eine besondere Bedeutung zu. Die Schülerinnen und Schüler erkennen durch einen Vergleich der sprachlichen Systeme Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Synergieeffekte zeigen sich nicht nur bei der Anwendung der kommunikativen Fertigkeiten, sondern auch im Bereich der Methodenkompetenzen (z. B. Wortschatzerwerb, Erschließungsstrategien) sowie der Text- und Medienkompetenzen. Der unterschiedliche Gebrauch der einzelnen Sprachen führt zu einer Vertiefung des interkulturellen Verständnisses und vermittelt den Schülerinnen und Schülern Sensibilität im Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt.
Auch inhaltlich stellt der Unterricht in den Modernen Fremdsprachen viele Bezüge zu Fächern aus dem gesellschaftswissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und sprachlich-literarisch-künstlerischen Bereich (z. B. Geschichte, Geographie, Wirtschaft und Recht, Biologie, Kunst und Musik) her. So erhalten die Lernenden die Gelegenheit, ihre Kenntnisse nicht nur in der Fremdsprache wieder aufzugreifen, sondern sie vor dem Hintergrund neuer, zielkulturspezifischer Aspekte zu reflektieren und so zu einem umfassenderen Bild unserer heutigen Welt zu gelangen. Im bilingualen Unterricht, bei dem die Inhalte des jeweiligen Sachfaches im Mittelpunkt stehen, nutzen die Schülerinnen und Schüler das Englische als Arbeitssprache zum Erwerb fachspezifischer Inhalte und Kompetenzen in ganz besonderer Weise.
Interkulturelle Bildung
Der Fremdsprachenunterricht an der bayerischen Realschule leistet einen wichtigen Beitrag zur Interkulturellen Bildung: Die Schülerinnen und Schüler lernen die mit der Fremdsprache verknüpften Kulturen, Werte und Normen kennen, vergleichen sie mit denjenigen ihres eigenen Lebensbereiches und reflektieren eigene Sichtweisen kritisch. Dies geschieht sowohl in der Beschäftigung mit authentischen Materialien als auch in der direkten Begegnung mit Angehörigen der jeweiligen Zielkultur. Die Schülerinnen und Schüler erleben so eine Stärkung der eigenen Identität und entwickeln Offenheit, Toleranz, Verständnis und Kultursensibilität für unterschiedliche Denk- und Lebensweisen, was ein friedvolles Zusammenleben in der multikulturellen Gesellschaft und globalisierten Welt fördert.
Medienbildung/Digitale Bildung
Die Schülerinnen und Schüler begegnen der Fremdsprache mittels vielfältiger visueller und audiovisueller Medien (z. B. in Form von Printmedien, Filmen, Videoclips oder Liedern) und erhalten einen Einblick in die Medienlandschaft der jeweiligen Zielkultur. Sie nutzen gezielt analoge und digitale mediale Hilfsmittel (z. B. Nachschlagewerke, Vokabellernprogramme) für den eigenen Lernprozess und wählen das für die jeweilige Lernsituation passende Medium aus. Für ihre Recherche setzen sie bewusst verschiedene Medien ein und lernen diese kritisch zu bewerten, indem sie mit Unterschieden in deren Form, Verlässlichkeit und Qualität bewusst umgehen. Um Kontakte mit Angehörigen der jeweiligen Zielkultur herzustellen, nutzen sie verschiedene Kommunikationsmedien und beachten dabei die Regeln für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Medien, z. B. Datenschutz und „Netiquette“.
Soziales Lernen
Der Fremdsprachenunterricht ist kommunikativ ausgerichtet und bietet den Schülerinnen und Schülern zahlreiche Anlässe, um miteinander in adäquater Weise zu kommunizieren und sich bei der Bewältigung von Gesprächssituationen gegenseitig zu unterstützen. Er leitet sie an, ihre eigene Meinung auch in der Fremdsprache zu vertreten und Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dadurch lernen sie, andere Standpunkte zu respektieren.
Sprachliche Bildung
Durch die Übertragung von Inhalten von einer Sprache in die andere und den angeleiteten Sprachvergleich lernen die Schülerinnen und Schüler sich adäquat und situationsangemessen auf Deutsch auszudrücken, wodurch sie auch ihren Sprachgebrauch im Deutschen reflektieren.
Werteerziehung
Die Schülerinnen und Schüler begegnen durch die Auseinandersetzung mit anderen Sprachen und Kulturen unterschiedlichen Wertvorstellungen, Sichtweisen und Überzeugungen. Dadurch gelangen sie zu eigenen reflektierten Werthaltungen, respektieren unterschiedliche Denkweisen in einer pluralen Gesellschaft und handeln aufgeschlossen und tolerant.
Kulturelle Bildung
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit herausragenden Persönlichkeiten aus der Geschichte, Kunst und Kultur der Zielsprachenländer und schätzen deren Bedeutung für die Gesellschaft. Werke der Literatur, der darstellenden Kunst oder Filme eröffnen spezifische Zugänge zu unterschiedlichen individuellen, universellen und kulturspezifischen Sichtweisen.
Berufliche Orientierung
Im Fremdsprachenunterricht an der bayerischen Realschule erwerben die Schülerinnen und Schüler neben den interkulturellen Kompetenzen auch die notwendigen sprachlichen Mittel, um im beruflichen Kontext in der Fremdsprache in Wort und Schrift kommunizieren zu können, u. a. im Rahmen von Basic Business English. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Berufsbildern sowie den eigenen Neigungen und Interessen in der Fremdsprache unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Entscheidungsfindung für ihre berufliche Ausrichtung. Die Schülerinnen und Schüler erhalten in den Jahrgangsstufen 9 und 10 Einblicke in die Wirtschafts- und Arbeitswelt der Zielsprachenländer und werden sich der herausragenden Rolle des Englischen als internationale Verkehrssprache auch in Bereichen wie Wissenschaft und Technik bewusst. Dies trägt dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler die Strukturen und Entwicklungen auf dem internationalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt nachvollziehen und schafft die Grundlagen, zukünftig daran teilhaben zu können.
Weitere fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsziele
Aufgrund des themenorientierten Arbeitens im Unterricht in den Modernen Fremdsprachen werden auch weitere fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsziele berücksichtigt. Somit leisten die Modernen Fremdsprachen auch einen Beitrag zur Alltagskompetenz und Lebensökonomie, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Politischen Bildung und Technischen Bildung.