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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Vergleichsansicht

Vergleichsauswahl 2

Textiles Gestalten

1 Selbstverständnis des Faches Textiles Gestalten und sein Beitrag zur Bildung

Das Fach Textiles Gestalten vermittelt und fördert Fähigkeiten und Fertigkeiten des textilen Handwerks, der textilen Gestaltung bis hin zur Textilkunst. Die im Zentrum des Textilunterrichts stehenden sinnlich wahrnehmbaren Materialien und Textilien ermöglichen eine Vielzahl von analytischen, handwerklichen und ästhetischen Erfahrungen. In der optischen, haptischen, feinmotorischen und funktionalen Auseinandersetzung mit Material und Werkzeug wird es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, die in der Grundschule gewonnenen Materialerfahrungen und erlernten Arbeitstechniken zu vertiefen, zu differenzieren und neue Arbeitstechniken, wie z. B. Nähen mit der Maschine oder Patchwork, zu erlernen.

Die Schülerinnen und Schüler fertigen textile Gegenstände, Kleidungsstücke sowie Wohntextilien von der Planung, über den Entwurf bis zum Endprodukt fach- und materialgerecht an und gestalten sie fantasievoll und individuell. Sie erkennen dabei den bedeutsamen Stellenwert von selbst hergestellten Werkstücken im Vergleich zur käuflichen Massenware. Ideenreichtum bei der Verwendung unterschiedlicher Materialien und Gestaltungsmittel sowie die Schulung ästhetischen Empfindens stehen dabei im Vordergrund.

Die Schülerinnen und Schüler erleben Freude am schöpferischen Tun, Zufriedenheit und Stolz über das Gelingen und die Wertschätzung der eigenen Arbeit. Die gezielte Förderung schöpferischer und gestalterischer Kräfte ist wesentlicher und durchgängiger Schwerpunkt des Faches, im Kontext dazu wird die Umsetzung der allgemein gültigen Gestaltungsgrundsätze als Unterrichtsprinzip angesehen.

Im intensiven Umgang mit Kleidung, Farben, Formen und Arbeitstechniken erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihren eigenen persönlichen Kleidungsstil zu entwickeln und dessen unterschiedliche Wirkung (z. B. in einem Vorstellungsgespräch) sinnvoll einzusetzen.

Zusätzlich befähigt die intensive Auseinandersetzung mit traditioneller und moderner Textilarbeit die Schülerinnen und Schüler, Kleidung, Mode und Textilkunst in ihrer gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Vielfalt sowie ihrem steten Wandel wahrzunehmen und deren Auswirkungen auf das Zusammenleben in Kulturgemeinschaften zu verstehen (z. B. Kopftuch, Tschado, Kufiya).

Das Erlernen und Vergleichen aktueller und traditioneller Textiltechniken der eigenen Kultur und anderer Länder ermöglicht den Schülerinnen und Schülern Gemeinsamkeiten zu entdecken, Unterschiede als Bereicherung zu erleben und echte Toleranz und Wertschätzung zu entwickeln.

Im Miteinander praktischen Arbeitens (z. B. Arbeitsplanung im Team, Aufräumen von Arbeitsplätzen, gemeinsame Durchführung von Präsentationen) üben die Schülerinnen und Schüler personale Kompetenzen, wie Leistungsbereitschaft, Ausdauer, Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen, wie Hilfsbereitschaft, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Zusätzlich fördert das Fach Textiles Gestalten in hohem Maße die Umsetzung von kognitivem Wissen in praktisches Tun, wie das Lesen, Verstehen und Ausführen von Arbeitsanleitungen unter Verwendung der dazu gehörigen Fachterminologie. Abstraktes Denken (z. B. Umsetzen von Musterschriften), planerische Kompetenzen (z. B. Gliederung eines Arbeitsprozesses) und das Entwickeln von Strategien zur Problemlösung (z. B. Erstellen einer Präsentation) sind ebenso wichtige Bestandteile des Unterrichts im Fach Textiles Gestalten wie das handwerkliche Anfertigen von textilen Werkstücken. Diese vielfältigen Aspekte des Faches Textiles Gestalten stellen den direkten Bezug zu strukturierten Prozessen unserer realen Alltags- und Berufswelt her und bilden ein besonderes Übungsfeld für notwendige, berufliche Schlüsselqualifikationen.

Einen wertvollen Beitrag leistet das Fach Textiles Gestalten zur beruflichen Orientierung der Schülerinnen und Schüler. Es informiert über traditionelle (z. B. Schneider/in) und moderne Ausbildungsberufe (z. B. Modedesigner/in, Textillaborant/in) im Bekleidungs- und Textilsektor.

Besondere Aufmerksamkeit erhält das Fach Textiles Gestalten durch die innovative Weiterentwicklung traditioneller Textiltechniken in Industrie und Technik, wie z. B. die Verarbeitung von Carbonfasergeweben in den Bereichen Automobilindustrie, Flugzeugbau und Raumfahrt. Solche Entwicklungen und Verknüpfungen mit neuen Einsatzbereichen geben den Blick der Schülerinnen und Schüler auf große Innovationen beruflicher Art frei.

Ein weiterer, wesentlicher Bestandteil im Fach Textiles Gestalten sind die vielfältigen und umfangreichen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte der Herstellung und des Konsums von Textilien. Das Verständnis des Zusammenhangs ausbeuterischer Textilproduktion, Kinderarbeit und den Altkleiderbergen hier in Europa und den Entwicklungsländern einerseits und den Dumpingpreisen bei Kleidung sowie dem Fast-Fashion-Verhalten andererseits sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler für diese Problematik und gibt ihnen Orientierung für nachhaltiges und verantwortungsvolles Verbraucherverhalten. Theoretische und praktische Kenntnisse, die sie im Fach Textiles Gestalten erwerben, helfen den Schülerinnen und Schülern in ihrem Alltag, Textilpflege und Textilinstandsetzung kompetent durchführen zu können.

Das Fach Textiles Gestalten leistet einen wichtigen Beitrag zur aktiven, kreativen und sinnvollen Freizeitgestaltung der Schülerinnen und Schüler. Die haptischen Erfahrungen, die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und das Erleben emotionaler und körperlicher Entspannung stehen im positiven Kontrast zur Fülle rein medialer Eindrücke, denen die Jugendlichen derzeit häufig ausgesetzt sind.

2.1 Kompetenzstrukturmodell

Kompetenzstrukturmodell Textiles Gestalten

Das Kompetenzstrukturmodell im Fach Textiles Gestalten verortet grundlegende fachspezifische Aspekte in Form der fünf Gegenstandsbereiche (Materialien, Arbeitstechniken, Gestaltungsmittel, Mode und Kultur, Ökologie und Ökonomie) mit den acht prozessbezogenen Kompetenzen (wahrnehmen, analysieren, planen, anfertigen, auswählen, gestalten, bewerten, präsentieren).
Die Gegenstandsbereiche umfassen die Kompetenzbereiche Fachwissen und Fachkönnen und spiegeln sich in allen Lernbereichen wider. Die Lernbereiche im Fach Textiles Gestalten entsprechen den einzelnen Arbeitstechniken.
Die prozessbezogenen Kompetenzen, die im Fach Textiles Gestalten erworben werden, stehen immer in wechselhafter Beziehung zu den Gegenstandsbereichen und bedingen einander.
Dadurch werden die Schülerinnen und Schüler befähigt, ihre Lebenswelt aktiv zu erfahren und sie in vielfältiger und persönlicher Form zu gestalten.

Wahrnehmen

Die Schülerinnen und Schüler nehmen optische, haptische und funktionale Eigenschaften von textilen Materialien, Gegenständen und Kleidungsstücken differenziert wahr. Sie verbalisieren und kommunizieren diese und setzen gewonnene Erkenntnisse bei der Auswahl von geeignetem Material, der Gestaltung ihres Werkstückes und bei der Pflege von Textilien um.

Analysieren

Die Schülerinnen und Schüler analysieren mit einfachen Untersuchungsmethoden (z. B. fühlen, ziehen, reißen, schneiden, knittern) textile Materialien und leiten davon Eigenschaften ab, die ihnen beim sachgerechten Umgang mit textilen Werkstoffen (z. B. Materialauswahl, Funktionalität) helfen. Darüber hinaus sammeln sie gezielt Informationen zur Herkunft, Gewinnung und Verarbeitung von textilen Rohstoffen und Produkten und erweitern dadurch ihr Wissen um Kauf und Pflege von Textilien. Ebenso erkennen sie die Wechselwirkung zwischen wirtschaftlichen und ethischen Aspekten der globalen Textilproduktion und des Textilkonsums. Beim Anfertigen von Werkstücken überprüfen die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsausführung hinsichtlich technischer und gestalterischer Art. Sie informieren sich über Textilberufe im technischen, handwerklichen und künstlerischen Bereich und stellen die Ergebnisse den eigenen Fähigkeiten und Interessen gegenüber, um sich beruflich zu orientieren.

Planen

Die Schülerinnen und Schüler führen die Planung der Herstellungs- und Gestaltungsprozesse für ein textiles Werkstück strukturiert und überlegt durch. Sie beachten dabei Materialauswahl, Materialbedarf, geeignete Arbeitstechniken und eine entsprechende Werkzeug- und Maschinenauswahl sowie die sinnvolle zeitliche und organisatorische Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte.

Auswählen

Schülerinnen und Schüler wählen gezielt Materialien, Gestaltungsmittel und Arbeitstechniken entsprechend des herzustellenden Gegenstandes aus, um einzigartige und kreative textile Werkstücke anzufertigen. Kriterien funktionaler und gestalterischer Art werden gemeinsam erarbeitet und aufgestellt. Das Auswählen setzt häufig ein Sammeln von Informationen und deren Analyse voraus und beeinflusst die Entscheidung (z. B. Filzeigenschaft der Wolle für das Strickfilzen). Aus einer Fülle von Möglichkeiten eine individuelle Auswahl zu treffen und diese begründen zu können, unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung.

Anfertigen

Sie fertigen unter Anwendung unterschiedlicher Arbeitstechniken einfache, in höheren Jahrgangsstufen umfangreichere, textile Gegenstände, Kleidungsstücke, Accessoires und textile Wohn- und Kunstobjekte fachgerecht an. Textile Arbeitstechniken werden unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Prinzipien fach- und sachgerecht ausgeführt. Besonderer Wert wird auf einen ordentlichen und sauberen Arbeitsplatz und ergonomische Arbeitsbedingungen gelegt (z. B. gute Beleuchtung, Arbeitspausen). Die schöpferische Freude an handwerklichen Fähigkeiten und Fertigkeiten steht im Mittelpunkt.

Gestalten

Die Schülerinnen und Schüler gestalten ihre textilen Werkstücke (z. B. Kleidungsstücke) unter Beachtung grundlegender Gestaltungselemente (z. B. Farbe, Form) und Gestaltungsprinzipien (z. B. Komposition, Kontrastierung) sowie durch Einsatz unterschiedlicher Arbeitstechniken individuell und kreativ. Dabei schulen sie ihre schöpferischen Fähigkeiten und ihr ästhetisches Empfinden. Das Ziel ist ein eigenständiger Schaffensprozess, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Intuitionen umsetzen können und ihren eigenen Stil entwickeln können.

Bewerten

Gemeinsam erstellte Richtlinien und allgemeingültige Kriterien technischer und gestalterischer Art sind Voraussetzung für eine fundierte Bewertung von Arbeitsergebnissen. Die Schülerinnen und Schüler bahnen bei der Bewertung die Wertschätzung eigener und fremder Werkstücke an, indem sie lernen, individuelle Sichtweisen zu respektieren und Kritik in angemessener Weise zu äußern bzw. mit ihr umzugehen. Die Fähigkeit, textile Werkstücke zu vergleichen und zu bewerten, bahnt Achtung und Toleranz für die handwerkliche und künstlerische Leistung verschiedener Kulturen an.

Präsentieren

Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Arbeitsergebnisse, wie z. B. Kleidungsstücke oder textile Kunstobjekte, den Mitschülerinnen und Mitschülern, der Schulfamilie oder der Öffentlichkeit in altersgemäßer Form vor. Dafür nutzen sie vielfältige Präsentationsmethoden (z. B. Ausstellung in Schaukästen, digitale Präsentation, Modenschau) und Dokumentationsmethoden (z. B. Beitrag für Jahresbericht, Portfolio).

Materialien

Der Gegenstandbereich „Materialien“ beinhaltet Herkunft, Gewinnung, Eigenschaften und Verarbeitung von textilen Rohstoffen, die bei der Herstellung von textilen Flächen (z. B. Maschenware, Webware, Verbundstoffe) Verwendung finden. Die Erkenntnisse aus dem Bereich Materialkunde werden bei der Auswahl des Materials, bei der Ausführung der Arbeitstechnik und bei den Gestaltungsmöglichkeiten berücksichtigt und bieten Schülerinnen und Schülern Orientierungshilfen beim Einkauf und bei der Pflege von Textilien. Sinnhaftes Erleben mit textilem Material fördert die emotionale Erfahrung als Basis für Ästhetik und die Entwicklung eines persönlichen Stils.

Arbeitstechniken

Zu den Arbeitstechniken, die im Fach Textiles Gestalten vermittelt werden, gehören traditionelle und moderne textile Techniken der Flächenbildung (Weben, Häkeln, Filzen, Knüpfen, Stricken), der Flächenverarbeitung (Hand- und Maschinennähen, Patchwork) und der Flächengestaltung (Drucken, Färben, Sticken, Applikation).

Gestaltungsmittel

Bei den Gestaltungsmitteln, die im Fach Textiles Gestalten eingesetzt werden, handelt es sich um grundlegende Gestaltungselemente (z. B. Farbe, Form, Struktur) und Gestaltungsprinzipien (z. B. Anordnung, Proportionen, Kontraste). Diese werden bei der Herstellung textiler Gegenstände unter dem Aspekt der Ästhetik angewendet und tragen dazu bei, kreative und einzigartige Gestaltungsergebnisse zu erzielen. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass auch die Kombination unterschiedlicher Arbeitstechniken die Gestaltungsmöglichkeiten erweitern kann.

Mode und Kultur

Dieser Gegenstandsbereich umfasst Informationen zum Thema Modetrends und Modeerscheinungen im Wandel der Zeit sowie die Bedeutung der Mode für eine individuelle Ausdrucksform (z. B. gesundheitlicher Aspekt, gesellschaftlicher Aspekt). Faktoren wie Werbung, Modetrend, Peergroup beeinflussen die Entwicklung des eigenen Stils der Schülerinnen und Schüler und wirken sich auf die Persönlichkeitsentwicklung aus. Mode als wesentliches Kulturgut wird in der kulturhistorischen und interkulturellen Bedeutung von Bekleidung und Textilkunst aufgezeigt. Die Freizeitgestaltung als weiterer Bestandteil der eigenen Kultur wird durch Textile Techniken ermöglicht und unterstützt.

Ökologie und Ökonomie

Der Alltag eines jeden Menschen wird von Textilien bestimmt; dies drückt sich im Mode- und Freizeitverhalten aus. Umweltbewusstes und kritisches Verbraucherverhalten in den Bereichen Einkauf, Pflege und Entsorgung von Textilien stehen im Mittelpunkt des Gegenstandbereiches Ökologie und Ökonomie. Er beinhaltet die Herkunft, Gewinnung, Verarbeitung textiler Rohstoffe und die Produktionskette von Textilien (z. B. Jeans) und zeigt auf, dass Mode und Textilien in unserer globalisierten Welt einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Textiles Gestalten

Im Fach Textiles Gestalten bilden die Gegenstandsbereiche die verschiedenen Inhalte des Faches ab. Vermittelt werden diese Inhalte durch Lernbereiche, die sich in flächenbildende (Häkeln, Stricken, Weben, Filzen, Knüpfen), flächenverarbeitende (Hand- und Maschinennähen) und flächengestaltende (Färben, Drucken, Applikation, Sticken) Arbeitstechniken gliedern lassen. Die prozessbezogenen Kompetenzen, wie wahrnehmen, analysieren, auswählen, planen, anfertigen, gestalten, präsentieren und bewerten, sind nicht chronologisch zu behandeln, vielmehr sollen sie der jeweiligen Lernsituation angepasst werden.
Die Schwerpunktsetzung und die Gewichtung der einzelnen Lernbereiche bestimmt die Fachlehrkraft. In Jahrgangsstufe 7 können je nach Zeitumfang (ein- bzw. dreistündig) die Werkstücke umfangreicher gestaltet, ebenso können weitere Arbeitstechniken kombiniert oder ergänzt werden. Dies liegt im Ermessen der Fachlehrkraft. Bei Vorliegen besonderer Rahmenbedingungen liegt es im Ermessen der Fachlehrkraft, eine Auswahl der Arbeitstechniken zu treffen. Die Durchführung textiler Kunstprojekte (z. B. Installationen, Verhüllungen, Lichtobjekte, Performance) kann in jeder Jahrgangsstufe durchgeführt werden.
Kompetenzerwartungen und Inhalte werden getrennt ausgewiesen.

Übersicht der verschiedenen Lernbereiche in den jeweiligen Jahrgangsstufen:

  • Jahrgangsstufe 5
    Häkeln oder Filzen (Std.: 18); flächenbildend
    Weben oder Knüpfen (Std.: 24); flächenbildend
    Handnähen, Maschinennähen (Std.: 42); flächenverarbeitend
  • Jahrgangsstufe 6
    Stricken (Std.: 20); flächenbildend
    Färben oder Drucken (Std.: 12); flächengestaltend
    Handnähen, Maschinennähen (Std.: 24); flächenverarbeitend
  • Jahrgangsstufe 7
    Sticken (Std.: 27); flächengestaltend
    Applikation (Std.: 21); flächengestaltend
    Maschinennähen (Std.: 36/28); flächenverarbeitend
  • Jahrgangsstufe 8
    Patchwork (Std.: 14); flächenbildend, flächengestaltend
    Maschinennähen (Std.: 14); flächenverarbeitend
  • Jahrgangsstufe 9
    Maschinennähen (Std.: 18); flächenverarbeitend

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern

Das Fach Textiles Gestalten ist in besonderem Maße dazu geeignet, fächerübergreifend und fächerverbindend zu arbeiten.
Gemeinsamkeiten mit anderen Unterrichtsfächern finden sich z. B. im Fach Kunst (z. B. Farb- und Gestaltungslehre), im Fach Geographie (z. B. Baumwoll- oder Seidenproduktion, Textilherstellung in China oder Indien), im Fach Biologie (z. B. Wollgewinnung, Trage- und Funktionseigenschaften von Textilfasern), im Fach Deutsch (z. B. Gedichte über Freundschaft, Märchen), im Fach Katholische und Evangelische Religionslehre (z. B. Dekorationen im Jahreskreis) und im Fach Geschichte (z. B. Kleidung in der Steinzeit, Berufe im Zeitalter der Industrialisierung), im Fach Ernährung und Gesundheit (z. B. Tischdekoration anfertigen, Schürze nähen) und im Fach Sport (z. B. Nähen von Jongliersäckchen).
In vielen Bereichen des Schullebens lassen sich durch gemeinsame Projekte, Arbeitsgruppen und Aufgaben, wie z. B. das Gestalten von Kostümen beim Schultheater, Anfertigen von Schulhausdekorationen, eine Vielzahl von Verknüpfungen mit anderen Unterrichtsfächern der Realschule herbeiführen.

Alltagskompetenz und Lebensökonomie

Die Gegenstandsbereiche Materialien – Arbeitstechniken – Ökologie und Ökonomie – Mode und Kultur des Fachs Textiles Gestalten beinhalten grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Umsetzung und zur Bewältigung eines zeitgemäßen, modernen Lebensalltags. In Jahrgangsstufe 5 werden beispielsweise gesundheitliche Aspekte berücksichtigt, wie das Fördern von Ausdauer und Koordination. Nachhaltiges Verhalten wird zum Beispiel bei Konsum, Freizeitgestaltung und Wohnen in Jahrgangsstufe 7 geschult. Das Vermitteln von Alltagskompetenzen ist in den Jahrgangsstufen 5-9 des Fachs Textiles Gestalten durchgängiges Unterrichtsprinzip.

Alltagskompetenzen Alltagskompetenzen
Berufliche Orientierung

Ausgehend von praktischer und theoretischer Beschäftigung mit Textilien sowie der Auseinandersetzung mit alten (z. B. Modeschneider/in) und neuen textilen Berufen (z. B. Textildesigner/in) erhalten die Schülerinnen und Schüler im Fach Textiles Gestalten einen Überblick über das Berufsfeld Textiltechnik und Bekleidung.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass beim bewussten Kauf, der Nutzung und der Pflege sowie bei der Entsorgung von Textilien jeder einzelne verantwortungsbewusst handeln muss, um Natur und Umwelt zu schützen und um seiner sozialen Mitverantwortung gerecht zu werden (z. B. faire Produktionsbedingungen, regionaler Einkauf). Die Schülerinnen und Schüler erfahren vielfältige Möglichkeiten der Wiederverwendung von Textilien (z. B. das Nähen einer Tasche aus einer gebrauchten Jeans).

Gesundheitsförderung

Das Wissen über die Eigenschaften bestimmter Textilfasern ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, beim Kauf ihrer Kleidung gesundheitliche Aspekte (z. B. Schadstofffreiheit) zu berücksichtigen und damit beispielsweise Allergien vorzubeugen. Die Schülerinnen und Schüler beachten beim praktischen Arbeiten ergonomische Grundprinzipien (z. B. Sitzhaltung), Unfallschutzregeln (z. B. Handhabung der Schneiderschere) und Entspannungsphasen und beugen damit gesundheitlichen Schäden vor. Das kritische Hinterfragen von Schönheitsidealen im Bereich der Mode unterstützt die Ausbildung einer positiven Haltung zum eigenen Körper und dient damit der Gesundheitsvorsorge.

Interkulturelle Bildung

Das Kennenlernen außereuropäischer Kulturen in den Bereichen Textiltechnik und Textile Kunst sowie  der Vergleich von Gemeinsamkeiten und Unterschieden mit dem eigenen lebensweltlichen Textilbereich bietet die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und Toleranz.

Kulturelle Bildung

Die Schülerinnen und Schüler lernen im Fach Textiles Gestalten traditionelle Arbeitstechniken auszuführen, wie z. B. Häkeln, Stricken, Weben. Sie vergleichen die unterschiedliche Bedeutung der regionalen kulturellen Textilkunst in der Vergangenheit und Gegenwart. Dies beeinflusst und fördert Selbstbildungsprozesse wie Wertehaltung, Identität und aktive Lebensgestaltung.

Medienbildung/Digitale Bildung

Das Fach Textiles Gestalten leistet durch die bewusste und kritische Auseinandersetzung mit digitalen Medien einen wichtigen Beitrag zur Medienbildung der Schülerinnen und Schüler.
Dies geschieht u. a. bei Recherchen (z. B. im Internet) zur Informationsbeschaffung (z. B. Baumwollanbau und Ökologie), bei der Nutzung von sozialen Netzen (z. B. Austausch über Arbeitstechniken) und beim Anwenden unterschiedlicher Präsentationsformen (z. B. digitale Präsentation) und Dokumentationsformen (z. B. Anlegen eines Portfolios).

Sprachliche Bildung

Die gezielte Anwendung von Fachbegriffen (z. B. beim Zuschneiden) ist ein wichtiger Bestandteil der fachbezogenen Kommunikation im Fach Textiles Gestalten. Außerdem fördert das Verbalisieren bei der Umsetzung der prozessbezogenen Kompetenzen wahrnehmen, analysieren, planen, auswählen, präsentieren und bewerten die Sprachliche Bildung.

Soziale Bildung

Das Fach Textiles Gestalten ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eine Vielzahl von sozialen Erfahrungen (z. B. Teamfähigkeit, Hilfsbereitschaft, Fairness) sowie Erfahrungen für kooperatives Lernen und Handeln. Während der Arbeits- und Lernprozesse entwickeln die Schülerinnen und Schüler Verantwortungsbewusstsein im Team oder im Klassenverband und lernen eine positive Grundhaltung anderen gegenüber einzunehmen, sich an vereinbarte Regeln zu halten, solidarisch und tolerant zu handeln und mit Konflikten angemessen umzugehen.

Technische Bildung

Die Schülerinnen und Schüler haben im Fach Textiles Gestalten die Möglichkeit, die fachgerechte Bedienung technischer Geräte (z. B. Nähmaschine, Overlockmaschine) zu erlernen. Außerdem erwerben sie Kenntnisse über die fachgerechte Umsetzung entsprechender Betriebsanleitungen. Bei der praktischen Herstellung von textilen Gegenständen setzen die Schülerinnen und Schüler Werkzeuge und Hilfsmittel sachgerecht ein, wenden Rationalisierungsmaßnahmen (z. B. Sticken) und mathematisches Grundwissen (z. B. Berechnung geometrischer Formen bei Patchwork) an.

Werteerziehung

Textiltechniken unterschiedlicher Kulturen sind Basis für die Auseinandersetzung mit wirtschaftspolitischen, religiösen und sozialen Fragen und helfen den Schülerinnen und Schülern zu reflektierten Werthaltungen zu finden, die Aufgeschlossenheit und Toleranz gegenüber anderem und anderen anbahnen. Innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft mit ihrem steten Wandel kann das Fach Textiles Gestalten den Schülerinnen und Schülern Orientierung für ein eigenständiges, selbstverantwortliches Leben im Konsens zum gesellschaftlichen Miteinander und unter Beachtung gemeinsamer Grundwerte geben.

Ökonomische Verbraucherbildung

Eine zentrale Aufgabe des Faches Textiles Gestalten ist, die Schülerinnen und Schüler zu mündigen Verbrauchern im Bereich des Konsums sowie der Nutzung und Entsorgung von Textilien zu erziehen. Dies geschieht u. a. durch das Sammeln von Informationen (z. B. über die Produktionskette eines textilen Kleidungsstückes), durch das Recherchieren aktueller Ereignisse auf dem Textilsektor (z. B. Arbeitsbedingungen von Textilarbeiterinnen in Indien) und durch Hinterfragen sozialer und ökologischer Aspekte des Textilhandels. Die Schülerinnen und Schüler erkennen und reflektieren zudem den Einfluss der Werbung auf das eigene Konsumverhalten. Somit wird die Grundlage zu einem verantwortungsvollen, nachhaltigen und wertorientierten Konsumverhalten gelegt.

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