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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Ergänzende Informationen zum Lernbereich „Begegnung mit dem jüdischen Glauben“

Gymnasium: Katholische Religionslehre 9

Erläuterung_9.5_Judentum

a)    KonzeptionDer Lernbereich KR 9.5 thematisiert innerhalb des Gegenstandsbereichs „Religionen und Weltanschauungen“ die grundlegenden Überzeugungen jüdischer Glaubensgemeinschaften und deren Umsetzung im Alltag. Damit stehen hier zugleich die Gegenstandsbereiche „Bibel und Tradition“ sowie „Jesus Christus“ unmittelbar im Fokus einer eingehenderen Betrachtung. Diese Überschneidung mehrerer Gegenstandsbereiche zeigt bereits an, dass hier nicht nur ein Blickwinkel maßgeblich ist. Sofern Juden und Christen, wie es das Konzilsdekret Nostra Aetate anspricht, ein „gemeinsames geistliches Erbe“ haben, richtet sich der Blick zum einen auf die gemeinsamen Wurzeln, vornehmlich den Tanach. Zum anderen darf dies jedoch nicht zu einer Vereinnahmung in der Form führen, dass jüdischer Glaube nur als eine Art Vorläufer des christlichen erscheint. Judentum und jüdische Identität sollen vor allem mittels der klar zu unterscheidenden Rolle der Tora und des Gesetzesverständnisses, das sich bis heute stetig weiterentwickelte, in das Zentrum einer eigenständigen Betrachtung rücken. Hierbei wird ausdrücklich auf die jüngsten Verlautbarungen verwiesen, vor allem auf die Schrift „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“ des Apostolischen Stuhls sowie die Veröffentlichung des Rabbinat Council of America mit dem Titel „Zwischen Jerusalem und Rom. Gedanken zu Nostra Aetate“. Erste Ansätze für eine Wahrnehmung der gemeinsamen Geschichte, aber auch der jeweiligen Eigenständigkeit bieten die vielfachen historischen und aktuellen Zeugnisse an Ort und Stelle, die als Einstieg an den Beginn gestellt, aber an geeigneter Stelle auch im fortlaufenden Unterricht aufgegriffen werden können. Dass Alltag und Glaubensleben von der zentralen Stellung der Tora geprägt sind und das geistige Leben hier seinen Ausgangspunkt hat, wird besonders an Festen und im Brauchtum sichtbar. Diese Zentrierung auf die Tora ist der Leitfaden, um die Regeln des Alltags und das Selbstverständnis eines frommen Juden zu verstehen. Die dritte Kompetenzerwartung stellt die messianischen Heilserwartungen, welche viele jüdische Gemeinden und Gruppen bis heute prägen, als klare Markierung jüdischer Identität in den Mittelpunkt. Die Unterscheidung zum Messias-Verständnis des Christentums bietet dann die Möglichkeit, das Profil bzw. Selbstverständnis des Christentums an der Person Jesu zu schärfen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Deutungen Jesu gab es in der gemeinsamen Geschichte von Judentum und Christentum immer wieder Auseinandersetzungen. Dennoch ist keinesfalls eine lückenlose Darlegung der Geschichte der Kirche und des Judentums das Ziel. An exemplarischen Begebenheiten sollen die Gründe für Missverständnisse, Streitigkeiten und ein gelingendes Zusammenleben zwischen Christen und Juden zum Thema gemacht werden, um Offenheit und Dialogbereitschaft als Voraussetzung eines gelingenden Miteinanders zu erfassen (vgl. vierte Kompetenzerwartung).b) KooperationsmöglichkeitenIn diesem Lernbereich ergeben sich Parallelen und damit Anknüpfungspunkte mit dem ER 9.3. Ebenso kann eine Kooperation mit dem Fach Geschichte (vgl. G 9.2: Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Holocaust) angestrebt werden, das ausdrücklich den Antisemitismus sowie die Verfolgung und Vernichtung des europäischen Judentums in den Blick nimmt.