Erläuterung_GS_1-2_LB4
Religionspädagogisches Zentrum in BayernJahrgangsstufe 1/2 Theologische Grundlegung zum Lernbereich 4Ausdrucksformen des Glaubens an Gott − Beten und Handeln, Bilder und SymboleAusdrucksformen der Selbstdarstellung sind Kindern heute, zum Leidwesen vieler Pädago-gen, meist recht geläufig. Der gegenwärtige Konsumismus, flankiert von einer aggressiven Werbeindustrie, trägt das Seinige dazu bei: Zeigen, was man ist, durch Zeigen, was man hat! Sehr schnell geraten diese Ausdrucksformen dann zu Formen der Ausgrenzung: Wer nicht hat, wer nicht zeigen kann, gehört nicht dazu. Ganz anders verhält es sich mit Ausdrucks-formen der Beziehung und Kommunikation. Darin aber bringen Schülerinnen und Schüler oft ein erhebliches Defizit mit. Ausdrucksformen der Zuwendung und Kontaktaufnahme müs-sen gelernt und gepflegt werden. Das gilt im zwischenmenschlichen Bereich ebenso wie im religiösen. Beide ergänzen sich. Da geht es zunächst um Begrüßungsformen, um Zeichen der Wertschätzung, Zuwendung und Anteilnahme. Auch der Glaube ist von seinem Wesen her ein Beziehungsgeschehen. Dafür stehen vielfältige Ausdrucksformen in Bild, Wort und Geste zur Verfügung, denn die Beziehung zu Gott kann sich nicht allein im Kopf realisieren, sondern braucht die Einbeziehung des ganzen Menschen. Bilder, Metaphern, Symbole und Sym-bolhandlungen sind zentrale Elemente der sakramentalen und anderer liturgischer Feiern; sie gehören ebenso zum persönlichen Beten. Auch die Sprache der Bibel ist davon durch-drungen. Im Laufe der Glaubensgeschichte haben sich vielfältige gemeinschafts- und identi-tätsstiftende Zeichen herausgebildet, die aber heute von vielen nicht mehr verstanden wer-den, auch von Erwachsenen nicht. Weil sie den Schülerinnen und Schüler nur noch in seltenen Fällen zur Verfügung stehen, müssen Verständnis und Bereitschaft dafür im Religionsunter-richt der Grundschule geweckt werden. Der Zugang dazu führt über die Reflexion von Ge-genständen, die dem Kind etwas bedeuten, weil sie darüber Verbindung zu Personen oder Ereignissen aufnehmen können. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, solche Gegenstände mit in den Unterricht zu bringen und darüber zu sprechen. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass diese Gegenstände nicht als Renommierobjekte vorgezeigt werden nach dem Motto: wer hat das tollste Handy, die tollste Spielkonsole? usw., sondern als Ge-genstände, die auf ein signifikantes Ereignis verweisen und Erinnerungen wachrufen. Der As-pekt der Erinnerung ist insofern bedeutsam, weil er auch in der Heilsgeschichte eine ent-scheidende Rolle spielt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19; 1 Kor 11,24). Das Chris-tentum kennt keine fetischistischen Gegenstände. Seine Zeichen, Gesten, Gegenstände ver-weisen auf das Christusgeschehen. Sie sind Erinnerungszeichen und nicht Zaubermittel. Deswegen sollte der Impuls lauten: Gegenstände, die eine Geschichte erzählen können!Durch die Geschichte verbinden wir uns mit dem Geheimnis unseres Lebens und mit dem Geheimnis (Mysterium), das Christus selber ist. Zeichen, Symbole und ausdeutende Sprache sind der materiale Bestand dessen, was die Kirche Sakrament nennt.Wenn den Schülerinnen und Schülern bewusst geworden ist, dass durch Zeichen und Gesten Verbindung untereinander entsteht, werden sie auch aufmerksam dafür, dass wir durch Zei-chen, Gesten, aber auch einfache Worte Verbindung zu Gott aufnehmen. Einfache (Bild-) Worte aus der Bibel können dazu anregen, z. B. „hier bin ich, du hast mich gerufen“ (aus 1 Sam 1,3-10); „wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in dir“ (Ps 131,2); „meine Seele dürstet nach dir“ (Ps 63,2). Das Vaterunser, in dem alle Gebetsformen vereint sind – Lobpreis, Dank und Bitte –, können die Kinder in spielerischer Weise unter Einbezie-hung verschiedener Gesten mit ganzem Körpereinsatz erleben und sich dadurch aneignen.Aus: Reil, Elisabeth: Theologischer Leitfaden zum Fachlehrplan Katholische Religionslehre Grundschule. In: Katholisches Schulkommissariat in Bayern (Hg.): Handreichung zum LehrplanPLUS, Katholische Religionslehre in der Grundschule, München 2015, S. 33-55.www.rpz-bayern.de/handreichung_zum_lehrplan_plus.html